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GAA, Bd. I, S. 483 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. I, S. 483]

 


Erstdruck In solche öde Situation geriete —
O meine gute Mutter — Herr, ich weine!
Don Juan
Da muß ich lachen! — Zeig mir doch die Träne,
5Die echte Alpenfrucht — ich liefere sie
Ins Naturalien-Kabinett.
Leporello Erbarmen, Herr!
Kehrt um! — Ich lob es allen Heiligen,
Daß ich, werd ich aus dieser Not erlöst, —
10Mit — der — Lisette mich — verheirate!
Don Juan wird auf einen Augenblick ernsthaft
Auf Ehre, das ist viel! Totschlag von Räubern
Ist Kleinigkeit, doch Heirat! Heirat! Ha
Das ist der Winter, der wohl mit der Kraft
15Des Eises, die bewegte Well des Bachs
Anfesselt, doch sie auch erstarren macht —
Das ist der frevelhafte, künstliche
Versuch, die freiste göttlichste Empfindung,
(So zart, daß bei dem leisesten Berühren
20— Erfuhr ichs selbst nicht schon? — sie in das Nichts
Erstdruck Verfliegt, wie Pulver vor dem Feuer, ) aus
Der Waldesfrei' in die Familienstub
Zu locken, — das heißt, Nachtigallen zu
Hausvögeln machen, — eine Glut, die nie
25Gewohnheit werden kann noch darf,
Bei der man, auch wenn sie nur augenblicks
Gleich einem Blitzstrahl uns durchbebt, vor
Vernichtung zittert, zum Gewöhnlichen,
Gemeinen, zu erniedrigen — Ein Frosthauch
30Weht tötend hier um uns — Allein er ist
'Ne Flamme gegen den Gedanken an
Verheiratung. — Ha! das Mädchen, das
Ich lieb, umarme, das ich hasse oder
Das Geld hat, heirat ich!
35Leporello Herr, das trifft zum Teil
Bei meiner Heirat mit Lisetten trefflich.
Ich hasse sie, wie eine Kröte. Ihr versteht
Mich schon, wenn ich erläutere: das Geringe,
Was ich an ihr zu lieben hatte, ist genossen,
40Und Speise, wißt Ihr, ißt man niemals doppelt.
Don Juan will weitersteigen. Leporello hält ihn zurück