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[GAA, Bd. I, S. 394]

 


den Catilina und erkennt in ihm das brauchbare Werkzeug.
Charakteristisch wie Pompejus kündigt sich auch Catilina an.
Eine mehr wilde als große Natur; ein schwärmeri-
scher, blinder Anbeter des Sulla; er fühlt, daß die Zeit
5 tief gesunken ist und spricht es auch im Tone eines Revolu-
tionsmannes aus; er will sie umwälzen, weiß aber keinesweges
klar, was er ihr substituieren will. — Catilina stürmt auf Sul-
las Befehl fort und verbreitet Verwüstung. Es ergibt sich als-
bald, wie bei der Ausführung von Sullas Entschluß, auch
10 Schuldloses mit dem Schuldigen leiden muß. Sulla erkennt
in seiner Konsequenz das so sehr an, daß der Jammer des
einzelnen in der Tat kein Gewicht bei ihm in die Waagschale
legt. Der Zeitpunkt, von welchem der Grieche Kaphis am
Ende der dritten Szene des ersten Aktes sprach, scheint bei
15 ihm gekommen zu sein.
Eine Mutter mit ihren Kindern eilt herein und wirft sich
vor Sulla nieder
Errettung! Gnade! Catilina haust
In unsren Hütten! Rett uns Gut und Leben!
20Sulla Warum?
Das Weib bestürzt Warum?
Handschrift Sulla Ja, sag mir das!
Erstdruck Das Weib Verspotte
Uns nicht! Auf die Kinder deutend 25
            Rett die unschuldgen Würmer!
Sulla Sinds Würmer? Laß sie in die Erde kriechen!
Metella Entsetzlich, er wird witzig! Graun durchzuckt
mich!
Das Weib Wie? kann denn nichts Dich rühren?
30Sulla Rühr soviel
Du willst.
Das Weib Weh, Weh, da nahen sie!
Es treten Gallier von Catilinas Horde ein
                                
35Errette uns!
Sulla Warum? Antworte mir!
Die Gallier reißen das Weib mit den Kindern fort
— So wachset die Festigkeit, mit der Sulla in seinem un-
geheuren Vornehmen weiterschreitet, zu einer riesenhaften,
40 wahrhaft tragischen Höhe; selbst seine nächsten Umgebungen
werden vor ihm scheu.