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GAA, Bd. I, S. 397 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. I, S. 397]

 


Er geht unruhig durch das Gemach. Da es zu dunkeln anfängt,
tritt er an das Fenster
                                 lischt
Ein Tag aus, und wie seine Kohle, bleibt
5Die Nacht zurück.
Ein Sklav kommt mit einer brennenden Fackel und stellt
sie im Zimmer auf
                    Was bebst du, Sklav?
Erstdruck Der Sklav Herr —
10Marius Fürchtest
Du dich?
Der Sklav Ich beb in Eurer Nähe.
Marius Komm.
Was flüstert man in Rom von mir?
15Der Sklav Man nennt Euch
Den Kimbrier.
Marius Den Kimbrier? Das klingt
Nicht übel! Weißt du aber auch, weshalb
Sie mich so heißen?
20Der Sklav Herr, Ihr sollt vor Jahren
— Ich wohnte damals noch in Parthien —
In unermeßner Schlacht ein nordisch Volk
Vernichtet haben.
Marius Ja, mein Freund, es war
25'Ne unermeßne Schlacht! — Die Kimbern rückten
Erstdruck In einem Viereck, dreißig Stadien
An jeder Seite in die Länge, auf uns los —
Kein Mensch hielts glaublich, daß man sie
Zersprengen könne, — jedem sank der Mut,
30Besonders da noch funfzehntausend Reiter
Handschrift Uns an den Flanken drohten, ich jedoch
Gebrauchte schleunig alle meine Kriegskunst
Und stellte meine Leute so geschickt dem Feind
Entgegen, daß die Mittagssonne ihm
35Ins Antlitz — —
                        Pluto, Jupiter! was ist dies?
Ich sitze wie ein plauderhafter Greis
Bei meinem Sklaven und erzähle ihm
Von meinen Kriegen!
40                            Er muß sterben, sonst
Verrät er meine Schande!