Das Christian-Dietrich-Grabbe-Portal
 
GAA, Bd. I, S. 426 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. I, S. 426]

 


Vergessen!
          Sprich! Wo ist des Mädchens Zimmer?
Leporello 's ist eine Sünde, daß ichs Euch verrate, —
Der Engel wohnt dort in dem Erdgeschoß —
5— O mögen alle Teufel ihn beschirmen,
Denn vor den Engeln seid Ihr gar nicht bange!
Don Juan Eil an ihr Kammerfenster, — frag sie aus,
Wo man die Donna Anna außer dem
Palaste morgen treffen kann.
10Leporello Das soll
Ich mitten in der Nacht tun?
Don Juan So will ichs!
Das ist romantisch; auch mag ich nicht warten.
Du weckst sie auf als kosender Liebhaber —
15Erstdruck Was wär wohl süßer für ein Mädchen als
Aufwachen unter Schmeichelei, dem Lenz,
Bei dem selbst alter Weiber Stirnen sich
Verjüngen?
Leporello Nun, es sei versucht!
20Ich singe ihr eins vor, das selbst die Bären
Erschüttern, und dem Dachs im Winterschlaf
Die Ohren spitzen wird gleich Türmen!
Don Juan Sing
So leis als möglich!
25Leporello Keine Sorge! Hört nur!
Es ist ein altes Lied, ein seltnes Lied,
Und ein verschmähter Liebender hat es
In einer Sommernacht, nachdem er lang
Geseufzt, endlich erfunden und gedichtet.
30Singt
„Ein Käfer auf dem Zaune saß — Brumm, Brumm,
„Die Fliege, die darunter saß — Summ, Summ,
Erstdruck „Fliege, willst du mich heiraten? — Brumm, Brumm,
„Ich gebe dir einen Dukaten — Summ, Summ.“
35Don Juan Halt, brauch Vernunft!
Leporello Vernunft? So muß ich sprechen,
Denn Singsang bleibt doch ewig unvernünftig!
In das Fenster flüsternd
Schläfst schon, Lisettchen? — Nicht ein Wörtchen? — Ach,
40 du schläfst also noch nicht. Und du schmollst mir? —
O mein Hermelinchen, mein Püppchen, wie kannst du mir