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GAA, Bd. I, S. 497 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. I, S. 497]

 


Donna Anna Frei
Die Liebe, Sklaverei der Haß.
Faust Und hassest
Du Don Juan?
5Erstdruck Donna Anna Je feurger ich ihn liebe,
So heißer haß ich ihn!
Faust Wie? schlafen Haß
Und Lieb in Einem Busen?
Donna Anna Schläft der Löwe
10Nicht in der Sonne?
Faust Ja, er tuts und er
Ist aufgewacht in Mir. Bist du ein Fels, wahrlich
Ich bin es auch. Laß sehen, wie wir uns
Begegnen. Du verwirfst mich? Und bist du
15Der Engel Erster, ich verwerf dich wieder!
— Der Attila, der Erd- Eroberer, stürmt durch
Die Lande — Sie sind seine einzge Freude —
Sehnsüchtig streckt er seine Hand
Nach ihnen aus — Sie weigern sich — Er wirft
20Sie unter seiner Rosse Hufen, pflanzt
Die Feuerflamm als seine Fahne auf
Erstdruck Und läßt von Horizont zu Horizont
Sie sich entfalten, — Er vernichtet doch,
Wenn er auch nicht erobert — Und du wähnst,
25Daß ich, der Welt- Erobrer, milder wäre?
Nur eine Silbe brauch ich auszusprechen,
Und tot sinkst du zu meinem Fuß! — Du schweigst?
Donna Anna
Ich denke meines Vaters und Octavios.
30Faust Die stör ich in der Seligkeit des Himmels —
Du schweigst?
Donna Anna Nicht wert bist du der Antwort. Wärst du
Kein Räuber und Entführer, — raten würd
Ich dir: mit Trotze nicht, mit Anmut Mädchen
35Zu nahen.
Faust Das sag jedem anderen,
Doch nicht dem Faust. Huld, Anmut sind nur Schalen,
Die Wahrheit ist der Kern. Nicht schmeicheln, beugen
(Selbst vor Gott nicht) kann ich — doch mit Kraft
40Erstdruck Und Tod (schon hab ich es getan) vermag
Ich zu beweisen, wer ich bin — Willst du mein sein?