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[GAA, Bd. I, S. 498]

 


— Ich warne dich! — der Tod, er zuckt schon längst
Auf meinen Lippen, und du weißt, den Lippen
Entfällt gar leicht das Unheil!
Donna Anna von Faust weggewandt emporblickend 5
Du,
Der Tugend goldne Blume, winde dich
Um meine Scheitel, laß mich fallen als
Dein Opfer!
Faust Was ich sagte, sagt ich, es
10Vollführend, weil ich es gesagt! — Bedenk das —
Mir bebt der Mund — Nicht die Minute mehr
Seufz ich um dich, die ich mit einem Wort
Zertrümmern kann. — Nie seufzt ich, ohne
Daß ich mich rächte! Hassest du mich?
15Donna Anna Ja!
Faust Stirb!
Erstdruck Donna Anna Weh mir — ich vergehe! Sie stirbt
Faust erstarrt Meine Macht
Ist schneller fast als meine Zunge —
20Tot!
Dahin — Was ist die Welt? — Viel ist — viel war
Sie wert — Man kann drin lieben! — Und was ist
Die Liebe ohne Gegenstand? — Nichts, nichts.
Das Mädchen, das ich lieb, ist alles, — an
25Der Leiche Donna Annas ahn ichs —
Armselig ist der Mensch! Nichts Großes, sei's
Religion, sei's Liebe, kommt unmittelbar
Zu ihm — Er muß 'ne Wetterleiter haben! —
— Wie glücklich könnt ich sein, wenn ich nicht
30Mich an die Hölle damals schon verkauft,
Als ich dies Weib zuerst erblickte!
                    — Anna,
Erwache! — Laut rufend
          Ritter!
35Erstdruck Der Ritter tritt ein Dank für all die Qualen,
Wozu Ihr mich verurteilt — wieder Euch
Zu quälen, lehrten sie.
Faust Erweck die Tote!
Der Ritter Ei, ei, die Donna Anna! Abgemacht! —
40Ich kann sie nicht erwecken — Das Gestorbne
Ist mein nur, wenn es fällt zur Hölle!