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GAA, Bd. I, S. 499 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. I, S. 499]

 


Faust Anna!
Wie edel schön! Auch noch in deinem Tode! —
— In diesen Tränen, die ich weine, spür
Ich es: es gab einst einen Gott, der ward
5ZerschlagenWir sind seine Stücke
Sprache
Und Wehmut — Lieb und Religion und Schmerz
Sind Träume nur von ihm.
Der Ritter Du Gottesträumer!
10Erstdruck Faust Der bin ich!
Der Ritter Schade, daß das Mädchen
Zu früh gestorben — Hättst sie können erst
Verderben!
Faust Die verderben?
15Der Ritter Freilich! — Stürzt
Der Baum auf Einen Hieb? Und Bäume bieten
Der Axt nur Holz und Rind' und Laub. — Ein Weib
Hat Hände, Wangen, Busen und Verstand —
Anpacken kann man sie an hundert Stellen.
20Faust Anna! verzeih! ich handelte, wie ich nicht sollte —
Hör meine Reu, sie sagt weit mehr als Tränen:
Teufel, in einer Stunde bin ich dein!
Der Ritter Herr Doktor,
In Einer Stunde?
25Erstdruck Faust Ganz gewiß.
Der Ritter Herr, das
Ist viel, das ist Selbstüberwindung — das will
Ich dir mit Großmut lohnen —
Faust Heuchler!
30Der Ritter Laß
Mich deine Füße küssen — für sich
                    's ist zum Letzten.
Faust Es lebt ein andrer noch, der diese liebte.
Dem Don Juan meld ich, daß sie verschieden. —
35— Und dann ist all mein Erdgeschäft zu Ende.
Der Ritter Der Don wird sich entsetzen!
Erstdruck Faust Nur entsetzen? — Nichts
Ist das Entsetzen. Jammern wird er so
Wie ich!
40Der Ritter für sich
            Wenn er das tut, so jammr ich mit! Beide ab