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GAA, Bd. II, S. 30 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 30]

 


                        Glaubst du, daß
Ich je erbebte?
Erstdruck Kaiser Friedrich Du erbeben? — Nie werd ich
Den Tag vergessen, wo in Rom die Leibwacht
5In ihrem Blute um mich lag, mit ihm
Mich edler schmückte, als der Purpur des Augustus, —
Wo schon mein Arm ermattet sank zu Boden,
Und, wie erregter Sand, des Volkes Menge
Herandrang mich zu überschütten —
10Da Löwe, Freund, den ich umfasse, hört
Ich plötzlich deiner Stimme Donner, und
Vernahm in ihr des Helfers Nahn — es schwoll
Die Brust mir auf, wie bei Gewittergüssen
Im dürren Sommer alle Ströme wieder
15Aufschwellen, — gleich Gazellen wich der Pöbel
Vor deiner Stärke auseinander, und ich war
Gerettet!
        Zweifeln an dem Mut und an
Der Treue meines Retters? Eher
20Am Licht des Tages!
Heinrich der Löwe Nun so höre! höre!
Zu groß ist der Lombarden Anzahl! Du
Vergießest unnütz Blut, wagst du die Schlacht!
Laß uns zurückziehn zu den Alpen! Dort
25Erstdruck Verschanzen wir uns, bis die ganze Macht
Des Reichs mit uns vereint ist, und mit ihr
Zertrümmern wir Italien!
Kaiser Friedrich Wo
Ich strafen will, da kenne ich nur Eile!
30— Heinrich, fast fürcht ich, daß ich größer von
Dir dachte, als du bist — Ich habe nie
Am Sieg gezweifelt, sah ich dich nur bei mir!
Prinz Heinrich
Mein Vater, achte nicht auf den Bedächtgen!
35Verschiebe nicht den Kampf mit den Aufrührern!
Der Kampf auch, ob wir siegen oder fallen,
Ist Lust!
Kaiser Friedrich Und Ehre!
Heinrich der Löwe Wo die Hohenstaufen rasen,
40Vernehmen sie der Welfen Rufen nicht,
Und tönt es noch so laut und wahr! — Rast fort!