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[GAA, Bd. III, S. 342]

 


tend in meiner Nähe — doch deine Cherusker und über-
haupt sämtliche germanische Bundsgenossen haben sich
außerhalb der Heerstraße, zur Seite meiner Krieger zu
halten. Sie mögen auf den Höhen rechter Hand mitmar-
5 schieren.
Handschrift Hermann Dann inspizier ich sie bisweilen, ab und zu.
Varus Das verbiet ich dir.
Hermann Nur ihr Herrscher, der ihre Sprache und Sitten
kennt, kann jene Horden zügeln. Laß mich dann und
10 wann sie ordnen, oder ich melde dein mißtrauisches, un-
verzeihliches Betragen gegen mich, Erstdruck welches unsrem gemein-
samen Unternehmen bis jetzt schon viel geschadet hat, dem
Kaiser.
Varus lächelnd Das wäre!
15Hermann Genügt dir das nicht, so meld ichs nicht allein
dem dahinkränkelnden Schatten des Octavianus Augustus,
sondern auch seinem adoptierten Sohn und Nachfolger —
Wie heißt er doch? Ein Paket Briefe, welches meine Freunde
an ihn absenden Handschrift werden, liegt schon seit längerer Zeit
20 bereit.
Varus Schrecken und Schauder unterdrückend Schäme dich.
Wie so leicht vergißt du die erhabensten Namen! Unter
ihnen den Namen eines Mannes, welcher die siegsgewaltige
Hand auf Rätiens Gebirge legte —
25Hermann beiseit — dergestalt daß alle Täler Blutkessel wur-
den, und die Witwen und Waisen die um seine Finger
gekrümmten prächtig von Tränen schimmernden Triumph-
ringe —
Varus Tiberius heißt der Held und Erbe! Reite meinetwegen
30 dann und wann zu deinem Pöbel, komm Erstdruck indes stets bald
zurück, und unterlaß deine unnützen Schreibereien, die man
im Kapitol doch nur als Lappalien behandeln, oder gar,
mit meinen offiziellen Gegenberichten verglichen, an dem
Autor bestrafen würde. — Sitzen wir auf.
35Hermann Wie du befiehlst.