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GAA, Bd. II, S. 81 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 81]

 


Erstdruck Kaiser Friedrich
Recht hast du! Der Franzose scherzt und künstelt,
Der Deutsche dichtet!
Deutet auf Heinrich von Ofterdingen 5
                Siehst du den da stehen?
Erzbischof von Mainz Ich lud ihn ein.
Kaiser Friedrich Du tatest wohl. Ich merk
Auf ihn schon lange. Er ist meinesgleichen!
— Er schweigt, doch ists des Ozeans Stille, wenn
10Er Erd und Himmel blinkend widerspiegelt.
Kein Laut wird hier gesprochen, keine Lanze
Zersplittert, und kein Liebesblick versandt,
Er fühlts in seiner Brust, und fort wirkts drin
In wunderbaren Kreisen!
15Heinrich von Ofterdingen hat des Kaisers Worte gehört
und tritt vor Kaiser, du
Erkennst den Dichter!
Kaiser Friedrich Ritter du und Dichter!
— Rinnen noch immer der Chriemhilde Tränen?
20Erstdruck Heinrich von Ofterdingen
Sie rinnen ewig, bis mit Hagens Blut
Sie sich vermischen!
Beatrice Ist ein Weib so unversöhnlich?
Heinrich von Ofterdingen
25Sie kannte nur Ein Glück — Sie hat geliebt,
Und Siegfrieds blutbefleckter Schatten schwebt
Um sie in Attilas Umarmung!
Beatrice Wahr
Ist es! Wir Armen kennen nur Ein Glück,
30Doch ist es end- und grenzlos — Liebe!
Kaiser Friedrich Volker,
Der kühne Sänger?
Heinrich von Ofterdingen Er bewachte in
Der Nacht die Recken, und mit süßen Tönen
35Schwor er den Schlummer auf sie nieder. Der
Verrat hat sie erweckt. Da ist sein Schwert
Ihm Fiedel worden, — mit dem grimmen Hagen
Verbündet, stürzt er in den Tod!
Erstdruck Kaiser Friedrich Und Hagen?
40Heinrich von Ofterdingen
Die Flamm umlodert schon die Burgundionen