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GAA, Bd. II, S. 87 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 87]

 


Jordanus Truchsess Blitze seine Flügel,
Und Wolken sein Gefieder!
                    — Zündet
Die Feuer an aufs neue! — Trotzt der Windsbraut! —
5Die Adler fliegen wie bewegter Sand
Vor ihr dahin — doch wir stehn unverrückt!
Alle um das Feuer versammelte Grossen des
Heeres singend
Laßt stürmen, toben, sausen,
10Wir fechten, trinken, schmausen!
Erstdruck Albrecht von Roden
Da auf der Eiche sitzt eine Uhu, rollt
Das Aug und heult!
Jordanus Truchsess Er wittert schon die Leichen,
15Die bald mit Blut der Weser Ufer tränken!
Landolph Wilhelm!
Wilhelm Nun?
Landolph Du, der Uhu da, ist ein
Verdächtger Kerl! Ihn trifft die Schwerenot!
20Laß uns ihn fangen!
Wilhelm Ists nur keine Hexe!
Er dreht das Auge, schwingt die Fittiche,
Als wär er ein Pastor, predigte,
Und hätte Verstand!
25Landolph Was Hexe, Wilhelm! — Heult
Er nicht in unsres Herzogs Lager? Duldest
Du das?
Erstdruck Wilhelm Landolph, du kennst ja gut den Wilhelm —
— Wer unsren Herzog schimpft, den krieg ich unter,
30Und kostets auch mein bißchen Leben!
Landolph Komm!
Beide ab
Herzog Heinrich der Löwe mit seiner Gemahlin Mathildis
tritt aus dem Gebirge. Hinter ihm Gefolge 35
Graf von Orla ihn erblickend Ha, Er!
Jordanus Truchsess
Den schwarzen Helm stolz auf dem Haupte,
Umflüstert und umgrünt vom Laub der Eiche!
Grossfürst Litauens
40Und welch ein wunderholder, schlanker Engel
Geht ihm in Ritterrüstung an der Seite?