Das Christian-Dietrich-Grabbe-Portal
 
GAA, Bd. II, S. 90 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 90]

 


— Herr Herzog, hat er nicht etwas vom Rotbart?
Erstdruck Wilhelm
Nein, gleich sieht er dem Erzbischof von Mainz,
Ein bißchen gräulich bläulich, einen Kopf
5Dick wie 'ne Keule, und die Nase krumm!
Heinrich der Löwe
Ein starkes, mächtges Tier! Welche Krallen!
Mathildis Furchtbar!
Heinrich der Löwe
10Das Schwert des Mainzers ist weit furchtbarer!
Mathildis
Den Mainzer fürcht ich nicht, ich hasse ihn,
Denn er will dich vertilgen. Mich erschreckt
Die Eule aber, weil sie mich anwidert.
15Heinrich der Löwe
— Mathildis, wär ich doch auf jenem Stern,
Der da so ferne blinkt und schön, geboren!
Ich könnte niederschaun, den Kaiser lieben,
Und brauchte nicht mit ihm die Schlacht beginnen! —
20Er ist ein Mann, — so lang die Sonne leuchtet,
Nie strahlte sie um einen Herrlichren!
Erstdruck Mathildis Und denkt der Kaiser so von dir?
Heinrich der Löwe Er tuts
Gewiß!
25Mathildis
        So ist die Welt zu klein für ihn
Und dich — Seht klar eur Los voraus
Und bebt nicht vor dem Unvermeidlichen:
Der Eine von euch beiden muß zu Grunde!
30Heinrich der Löwe Muß!
Er sucht mich, ich begegn ihm! — Auf, ihr Welfen!
Das Sachsenreer
Auf, Welfen! Welfen! auf! zum Kampf!
Trommeln wirbeln, Stierhörner werden geblasen, und in Näh
35 und Ferne beantwortet
Heinrich der Löwe
Löscht aus die großen Feuer auf den Bergen!
In Asche soll der ganze Harz mit Haupt
Und Nacken trauern! — An der Weser gilts,
40Den einzgen Freund der Jugend zu bekriegen!
Erstdruck Das Sachsenreer Wir liegen tot vor ihm,