Das Christian-Dietrich-Grabbe-Portal
 
GAA, Bd. II, S. 97 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 97]

 


— — O Heinrich, Leu, o Leu, wie haben
Wir uns geliebt!
Er stürzt ihm in die Arme
Heinrich der Löwe Zurück! Beschmutz dich nicht!
5Du siehst, mein Blut strömt aus den Adern!
Kaiser Friedrich Blut' ich nicht ebenso wie du?
Heinrich der Löwe So scheints!
Auf sein Herz zeigend
Doch blutest hier auch in dem Abgrund?
10Kaiser Friedrich Zweifelst
Du dran?
            — Mein Heinrich, wie die Morgensonn
Aus Nebeln, bricht dein Antlitz durch die Schlacht!
Von deines Auges Licht umflossen, flammt
15Erstdruck Er wieder da, der Jugend schönster Tag,
Ein auferstandenes Gestirn!
Heinrich der Löwe O Friedrich! Friedrich!
Mein Blut ist nichts! Wenn nur das schlechtste Eisen
Mich ritzt, so fließt es!
20                        Doch sieh diese Träne,
Sie quillt von dort, wo niemand hinschaut! Sie
Fließt dir, fließt dem Gedanken heiterer
Und beßrer Zeit!
Kaiser Friedrich Wo wir, zwei Heldenjünglinge,
25Uns trafen in des Rheines grünen Gauen,
Und unsren Wert erkennend, uns umarmten!
Heinrich der Löwe
Wo unsrer Busen Erz in Freundschaftsglut
Dahinschmolz, Eines in das Andere!
30Kaiser Friedrich Wo
Wir Toren wähnten, durch den Bund den Groll
Der Welfen und Waiblinger zu vernichten!
Erstdruck Heinrich der Löwe
Ein Stern der Ferne glänzt noch jene Stunde,
35Und doch stehn wir nun hier auf Tod und Leben!
Das Sachsenheer h. d. S. Hie Welf!
Das Heer des Kaisers h. d. S. Hie Waiblingen!
Laute Kriegsmusik
Heinrich der Löwe Vernahmst
40Du das? Nicht nenn mich Feind! In jenen Stimmen
Rollen des Schicksals Donner über uns!