Das Christian-Dietrich-Grabbe-Portal
 
GAA, Bd. II, S. 144 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 144]

 


König Richard für sich
Hm, sei dies Volk doch wie es will — Sehr treu
Ist es und sehr anhänglich — Tränen stehn
Ihm in den Augen. Möcht es wohl
5Beherrschen. Sicher folgts dem Kühnen kühn!
Zweiter Landmann Und der alte Kaiser ist tot, in Rom
haben sie einen neuen gekrönt, Heinrich den Sechsten.
Matthias Da mag es lustig hergegangen sein.
Zweiter Landmann So, daß sie eine große Stadt den Römern
10 übergeben und als Freudenfeuer zur Krönung angezündet
haben.
Erster Landmann Und der wilde König von England ist
auf seiner Rückreise vom heiligen Lande nach Triest ver-
schlagen worden, und irrt jetzt in unserm Lande umher.
15 Alle guten Österreicher sollen auf ihn achten und wo sie
ihn treffen, ihn ergreifen.
Joseph Warum?
Erstdruck Erster Landmann Weiß ich es? Es ist befohlen.
Der Erzherzog und der Kaiser haben einen Preis für den
20 ausgesetzt, der ihn ihnen überliefert.
König Richard für sich
Verwünscht! der Kaiser! Was will der? Den Herzog
Hätt ich mit ehrenvollem Zweikampf leicht
Befriedigt. — Mischt sich aber der Waiblinger
25So unberufen in das Spiel, so will
Er sicher mehr als das — Land oder Geld, —
— Schlecht kenn ich sonst Siziliens Tyrannen.
König Richards Diener tritt auf
Der Diener leise zu Richard 30
Hier, Herr, die Gelder, die ich eingewechselt —
Wir können weiterreisen —
König Richard Bube, wo
Bleibst du so lange? Ich zertrete dich!
Joseph Packt den tollen Mönch, — er bringt einen Menschen
35 um.
Der Diener Mein Herr, mein Herr —
Joseph Und der Mensch, statt sich zu wehren, kriecht ihm
um die Füße — Das ist nicht richtig.
Erstdruck Matthias Mönch, laß den Mann los.
40König Richard Wer hindert mich, den Knecht zu züchtigen?
Matthias Das ist kein Züchtigen, das ist Tottreten.