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[GAA, Bd. II, S. 153]

 


Gottfried Und wenn er zürnte?
Christoph Schrecklich — Da steht er, und ich muß wegsehn
— Das Gesicht schwarz, durchwölkt von geschwollenen
Adern, — das Auge funkelnd und lechzend, wie der islän-
5 dische Hekla, — das Schwert wild in der Luft, daß sie
erklang — die Füße auf winzelnden Sterbenden, Könige
unerkannt darunter, wie Korn in der Spreu, und die
Stimme laut wie der Donner, aber entsetzlicher, denn der
Donner brüllt nur, bei ihm verstand man aber, was er
10 sagte.
Erstdruck Bernhard Der Fürst Borvin erhebt sich hoch im Steigbügel —
Gottfried Auch der Graf Borgholt —
Bernhard Und beide deuten mit weitausgestrecktem Arm
in das Meer, und dann winkt der eine dem andern zu.
15Viele aus dem versammelten Volke Ein Schiff! ein Schiff!
ein Schiff!
Christoph Er ists! er ists! Er stürmt heran! — O Brüder,
Freunde! Das noch zu erleben! — Der Wind droht alle
Segel zu zerreißen, und doch sind sie aufgespannt, und
20 schlagen wie volle Busen unsrer Küste entgegen, selbst auf
die Gefahr daran zu zerschmettern — Das ist des Löwen
Kühnheit und Sehnsucht!
Gottfried Auf dem Verdecke steht ein Mann mit einem
Knaben, und sieht starr nach dem Strande.
25Christoph Ja, ja, ein Mann, ein Mann! Sag nur der Löwe!
Tod und Jammer, sein Haar ist weiß geworden! Erstdruck Fällt auch
auf solche Häupter Schnee? Mein Haar reiß ich aus!
Fürst Borvin und Graf von Borgholt sprengen zu Pferde
herein 30
Graf Borgholt
Der Herzog naht auf jenem Schiff, und deutet
Mit seinem Winke an, daß er hier gern
Einsam will landen — Ziehet euch zurück.
Fürst Borvin
35Zurück! zurück! Folgt ihm als wärs eur Vater.
Christoph
Er ist weit mehr, Fürst, — er ist unser Herzog.
Bernhard
Er winkte uns zurück? — Das glaub ich nimmer!
40Graf Borgholt
Ehrt die Gefühle, welche ihn erschüttern,