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GAA, Bd. II, S. 171 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 171]

 


Kurzsichtig, daß er das nicht merkte? Ist
Er klug, bin ich es auch — Er wird sich freuen,
Daß Welf und Hohenstaufe sich durch uns
Versöhnen — Nach Neapel treibts ihn — Dort
5Die tückischen Empörer zu bezwingen, muß er
In Deutschland Ruhe haben vor den Welfen —
Wer schafft sie sichrer ihm als unser Bündnis?
Prinz Heinrich Mein Vater aber?
Agnes Der ist alt und gut,
10Und wird auch wohl am Grabe Ruhe wünschen.
Prinz Heinrich Du Kluge, Liebliche!
Agnes Da nahn Gelahrte,
Prälaten, Fürsten, oder wie sie heißen,
Versenkt in wichtige Gedanken. Tritt
15Zurück mit mir, bis daß der Kaiser kommt.
Die armen Leute möchten uns langweilen.
Sie sprechen vielerlei, und tun sehr wenig.
Erstdruck Die Mitglieder des deutschen Reichstages, unter ihnen der
Reichskanzler, der Erzbischof Konrad von Mainz, der Erz-
20 herzog von Österreich, der Landgraf Hermann von Thüringen,
der Burggraf Hohenzollern, der päpstliche Nuntius, zwei Ge-
sandte Frankreichs und viele andere Geistliche und Weltliche
kommen
Der Reichskanzler
25Prälaten, Fürsten, Ritter, nehmet eure Sitze,
Der Kaiser naht, den Reichstag zu eröffnen.
Sie lassen sich auf ihren Sitzen nieder, der Reichskanzler am
Tische bei dem kaiserlichen Thron
Erzbischof Konrad von Mainz zu dem neben ihm sitzenden 30
Landgrafen Hermann von Thüringen
Was sagst du zu dem jungen Kaiser?
Hermann von Thüringen Wild
Und klug dabei.
Erzbischof Konrad von Mainz
35                    Bezeichnest ihn sehr schonend.
Sag lieber eigennützig, hart, unbändig,
Wer sieht die Zacken seiner goldnen Krone,
Und denkt nicht an die Trümmer Tusculums?
Hermann von Thüringen
40Er hat die Stadt mit Grausamkeit behandelt,
Doch möglich, daß die Not ihn dazu zwang.