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[GAA, Bd. II, S. 173]

 


Kaiser Heinrich Und
Wem von den beiden gibt man im Kapitel
Die meisten Stimmen?
Der Reichskanzler Keinem. Denn die Stimmen
5Sind gleich geteilt, und beide Teile dräuen
Mit Waffen schon einander gegenüber.
Erstdruck Erzbischof Konrad von Mainz
Es muß das Äußerste geschehen, bei
So heilger Sache, bei der Wahl des Priesters,
10Das Blutvergießen abzuwenden.
Der Nuntius Nimmer
Erlaubt der Papst, daß man auf solchem Wege
Ein Kirchenamt erwerbe.
Kaiser Heinrich Fürsten, Ritter,
15Was meint ihr?
Hohenzollern Herr, bedenklich ist die Sache.
Ich weiß nicht, welchen von den Nebenbuhlern
Ich vorziehen sollte. Beide sind so brav
Als tüchtig. Und wenn wir auch einen vorziehn,
20Der andre wird sich nicht dabei beruhgen.
Langwierge Fehde drohet jedenfalls.
Am besten ists, wir stellen die Entscheidung
Dem Papst anheim. In einer Kirchensache
Wird er am richtigsten erkennen, und
25Es werden die Parteien seinem Urteil
Am ehrsten folgen.
Der Nuntius Burggraf Hohenzollern,
Erstdruck Der heilge Vater fodert, daß man ihm die Sache
Anheimgibt. Ist ein Bischof denkbar ohne
30Einwilligung des Papstes?
Erzbischof Konrad von Mainz Herr, sehr wohl,
Besonders auch der Erzbischof von Mainz,
Des Deutschen Reiches erster Fürst und Wähler!
— Wir alle sind der Kirche Glieder, vom
35Geringsten Priester bis zum Kardinal,
Zum Papst — Denn der ist nur des Baues Spitze! —
Wie jeder Schnörkel dort am Dom für sich
Besteht, und doch das Ganze zieren hilft
Und tragen, walten wir in unsren Würden —
40Dem Papste Ehre, doch die Kirch ist mehr
Als Er, und rühmest du, wir könnten