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GAA, Bd. II, S. 205 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 205]

 


Ein jeder, der ihm widerstrebt, ist ein
Empörer, und ihr seid es allesamt.
Das Glück kann eine Zeitlang euch bekrönen,
Doch nie das Recht, und endlich trifft euch die
5Verdiente Strafe. Dieses glaub ich,
Und darauf sterb ich —
                        Und nun bitt ich,
Macht mich rasch ab und spart das Reden. Unnütz
Ist es, denn bald vergeß ichs doch im Grabe.
10Graf Acerra
Im Grab? Auf dem Toledo sollst du liegen,
Und Hunde dich zerfleischen.
Graf von Aversa Darob jauchze
Doch nicht, Acerra, — es tut mir alsdann
15Nicht weh mehr. —
Erstdruck Erzbischof Matthäus Ophamilla, kam es nun
Mit dir so weit? Ist dies das Ende?
Gebunden vor mir?
Ophamilla Barmherzger Gott!
20Er schont mich nicht — ich hörs am Klang der Stimme!
Erzbischof Matthäus
Du zitterst? Frierst du? Graut dir?
Ophamilla Grausig, kalt
Der Tod — Kalt wie dein Blick.
25Erzbischof Matthäus Ich freue mich,
Daß ich es dir verkünde, du nicht mir:
Du siehst den Abend dieses Tags nicht mehr.
Ophamilla
Matthäus! Todfeind! Gnade, Gnade! Schenke
30Das Leben mir, laß dir genug sein, daß
Ich dir zu Füßen stürze —
Erzbischof Matthäus Reißt ihn wieder
Empor! Zu stehen ziemt ihm, nicht zu liegen.
Erstdruck Ophamilla
35Nicht atmen mehr, nicht hören, sehen, denken —
In einer Stunde alles aus — Ich tot, die Henker
Wildjauchzend über meinem Leichnam —
O Gott, das Leben ist doch schön, und säh
Man auch, so lang man lebt, nur einen Grashalm.
40Erzbischof Matthäus Wie schwach!
Ophamilla Matthäus, leben laß mich, leben —