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GAA, Bd. II, S. 209 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 209]

 


Und deine Träume, Träumen gleich
Vor seinem Hauch verfliegen?
Erzbischof Matthäus Du könntest
Mir Pläne wider deinen Thron zutrauen?
5War ich es nicht, der ihn dir baute?
Tancred Oft
Schon schaffte nur der Schaffende, Matthäus,
Um selbst die Schöpfung zu genießen. — Mann,
Ich kenne dich!
10Erzbischof Matthäus für sich
                So hüte dich, — denn viel
Zu eigensinnig wird mir dein Gefühl.
Tancred
Das eure Freiheit? Zank mit eurem Herrscher!
15Das eure Taten, euer Mut, Acerra?
Verfolgung, Grausamkeit! Glaubt ihr, die machten
Euch stark? Sie zeigen nur, daß ihr der Macht,
Die euch geworden, nicht seid würdig — Immer
Sind Feige und Unmündige die Grausamsten, —
20Der Knabe quält, zerrupft die Fliege, welche
Der Mann bloß mit der Hand abwehrt! — Darum
Erstdruck Fiel uns des Sieges Frucht, o Bohemund,
Daß wir in träger Muße sie verschwelgten?
— O Weh, ihr großen, ihr hochherzgen Ahnen,
25Muß ewig mich eur Angedenken mahnen?
Hat dies Geschlecht es völlig denn verloren?
Bin ich Jahrhunderte zu spät geboren?
Ihr kämpftet freudig an dem fernsten Strand,
Doch diese streiten kaum fürs Vaterland!
30— Lebt wohl — ich eile zu des Guiskard Heere,
Denn nur vor Rocca d'Arce noch ist Tod und Ehre.
Geht ab; Krieger folgen ihm
Erzbischof Matthäus
Seid nicht bestürzt, — er ist noch jung, — die Hitze
35Wird sich schon mäßigen, er kommt zurück.
Käm er wirklich nicht wieder, laßt uns dennoch
Fortfahren so, wie wir begonnen, —
Denn unsere Verfassung ist so gut,
Daß selbst ein König grade not nicht tut.