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[GAA, Bd. II, S. 127]

 


Mein Vater?
Hohenzollern Fürst, du sahst bei Regensburg
Das Kreuzheer, schön und zahllos, wie kein andres,
Sich sammeln, — sahest deines Vaters Hand
5Die unermeßnen Scharen mächtig ordnen.
So führt' er es bis zu der großen Stadt
Der Griechen, die wie eine goldne Spange
Das Abend- und das Morgenland verknüpft.
Dort wollten uns Verrat und Hinterlist
10Erstdruck Umspinnen, — doch als Friedrich seinen Feldherrnstab
Zorndräuend aufhob wider der Sophia Turm,
Erschrack Konstantinopel in der Feste,
Und öffnete den Hellespont. Wir drangen
Durch Asiens Wüsten fort, — mit Durst und Hunger
15Im Bunde, stürmt' uns da das wütge Heer
Des Herrschers von Iconium entgegen,
Und droht' uns zu vernichten — Doch am Abend
War es gewesen, und wir lagerten
In Sultans Gärten, unter goldnen Früchten,
20An kühlen Wassern. Bald darauf erschienen
Auf Syriens Hügeln Christi Kreuze, uns
Willkommen, wie dem Kind nach langer Nacht
Die ersten Kerzen in der Weihnachtsfrühe,
Und Glaubensbrüder grüßten uns frohlockend —
25Je näher an dem Ziel, je stärker schlug
Des Kaisers Herz, es zu erreichen — Da —
Am Flusse Saleph, hielt das Kreuzheer,
Die Furt zu suchen — Ungeduldig sprengt
Der Kaiser in die Flut, sie selbst zu finden —
30Ein falscher Wirbel packt sein Roß — es schäumt
Und bäumt — Es fliegen Hunderte ihm nach —
Sie finden nur den Tod — Und Er —
Er stockt
Erstdruck König Heinrich Ertrank!
35Hohenzollern Ertrank!
König Heinrich Ein großes Unglück nenne
Nur dreist mit Namen, Hohenzollern — Es
Bekommt dadurch Gestalt, und kleiner scheints
Zu werden.
40                — Und wo blieb
Das Kreuzheer?