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[GAA, Bd. II, S. 149]

 


Der Himmel wahrlich glänzt' auch hier!
— Ich ruf es laut und ohn Erröten,
Das süße, werte Weib,
Es hilft in allen Nöten,
5Und tröstet Seel und Leib!“
Blondel O Richard, o mein Held, du bists! Ich küsse
Wie deines Kleides Saum der Feste Mauer,
Denn sie umschließt dich — Eh die Sonne, die
Sich dort schon an den Bergeshöhen senkt,
10Verschwindet, mußt du frei sein, und in Freiheit
Muß sie mit ihrem letzten Strahl dich kränzen!
Alles versuch ich, Schwert und List!
Erstdruck Österreichische Soldaten und Landleute sind mittlerweile auf-
getreten, haben Blondel und Richard behorcht, sich hinterrücks
15 dem ersteren genähert, ergreifen und entwaffnen ihn jetzt
Einer von ihnen Das Versuchen ist nicht nötig — bist schon
gefangen — Wir haben dich belauert — Du pfeifst den
Vogel in der Festung nicht heraus.
Blondel
20Was tat ich? Darf man hier zu Land nicht singen?
Der Österreicher Freilich darf man, — doch nicht so ver-
dächtig wie du von Löwenvieh, und Damen, und derlei
übermütgen Geschöpfen — „Wenn du mein Schätzel bist“
oder „Wenn ich ein Vöglein wär“, das sind Lieder nach
25 Land und Sitte.
Blondel O Richard, kann ich dich denn nicht befrein,
So sei's mir Ruhm, mit dir in Haft zu sein!
König Richard im Turm
Ist nichts euch Hunden heilig? Wagt ihrs gar,
30Den Sänger zu berühren? Heiden selbst
Verehrten ihn!
Der Österreicher So schlimmer. Wir sind halter gute
Christen.
Erstdruck König Richard im Turm 35
            Georg und Margaretha —
Das Fenster auf — ich brach schon festre Schlösser
Als dieses — Wart — ich steh dir bei, Blondel!
Er zertrümmert das Fenster, blickt hinaus, wird aber von
hinten vom Kastellan des Schlosses und dessen Reisigen er-
40 griffen
Was? darf man hier zu Land nicht aus dem Fenster sehn?