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[GAA, Bd. II, S. 158]

 


Erstdruck Fürst Borvin, Graf Borgholt, und die übrigen Volks-
haufen hervorspringend, und den Löwen jubelnd um-
zingelnd Hie Welf!
Heinrich der Löwe
5Ha! widerhallts noch in den deutschen Gauen,
Das große, das uralte Wort, die Losung
Zum Tilgungskampf des Nordens mit dem Süden?
O meine Sachsen, ihr seid doch das treuste,
Gewaltigste der Völker — Unermeßlich
10Wie eure Waldungen ist eure Kraft,
Ist eur Gedächtnis.
Christoph Eher reißt du mit der Hand
Des Forstes stärkste Eiche aus dem Boden,
Als deinen Namen uns aus unsren Herzen!
15Zu tief, o Löwe, hast du da dich ein-
Gekrallt!
Fürst Borvin und Graf Borgholt
            Gegrüßet Löwe, Sachsenherzog.
Heinrich der Löwe zu den beiden Wer seid ihr?
20Graf Borgholt
            Als wir dich das letzte Mal,
Da unsre Väter dir in Braunschweig huldigten,
Erstdruck Erblickten, waren wir noch Knaben. Dieser
Ist Fürst Borvin, ich bin Graf Borgholt.
25Heinrich der Löwe Wahrlich,
Ihr seid zu tüchtgen Männern aufgewachsen.
Fürst Borvin
Nach deiner Herrschaft sehnt der Slav sich wieder.
Es sagen unsre Greise, daß du sie mit Strenge
30Geübt hast, aber auch mit Stärke. Wo
Die Stärke, da verzeiht man leicht die Strenge. Selbst
Der Kaiser wagte nicht, wo du gebotest,
Die Hand ins Spiel zu stecken — Jetzt ists anders!
Heinrich der Löwe
35Kanns gar leicht denken — Es war oft im Zweifel,
Wer mehr sei, Sachsenherzog oder Kaiser?
Fürst Borvin Seit du gefallen, drängt wie Ungeziefer
Sich aus dem Boden Freiherr, Gräflein, Bürger,
Der Kaiser selbst, nach jedesmalgem Zweck
40Bald diesen und bald jenen unterstützend.
Dazwischen raufen alle sich um Stückchen Landes,