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[GAA, Bd. II, S. 159]

 


Um Rechte, Privilegien, und wie
Sie sonst es nennen mögen, denn sie wissen
Oft selbst nicht, was es ist. Zuletzt versöhnen
Erstdruck Sie sich gewöhnlich auf der Slaven Kosten —
5So ists jenseits der Elbe.
Heinrich der Löwe zum Grafen Borgholt
                              Und wie diesseits?
Graf Borgholt
Nicht besser. Jeder Stärkre drückt den Schwächren,
10Und alle drückt der Kaiser. Läppisch ists,
Ein Kind siehts ein — Auch ich war freier Herr
Durch deinen Fall geworden, doch ich zieh es vor,
Dem Sachsenherzoge Vasall zu sein,
In seiner Größe selbst mich groß zu fühlen,
15Als klein im Kleinen zu regieren.
Fürst Borvin Ja, lieber Knecht, als dieses Wesen tragen.
Graf Borgholt
Nicht so, Borvin, das ist ein Unterschied:
Den Knecht umfesselt seine Kette, den
20Vasallen seine Ehre.
Heinrich der Löwe Denken auch
Die Städter so wie ihr? Ich seh hier keinen.
Fürst Borvin
Die Städter, Herr, sind just die Schlimmsten. An
25Den höchsten Baum laß ich sie knüpfen, wo
Ich sie ergreife.
Erstdruck Graf Borgholt Unerträglicher
Ist nichts als dieser Stolz, als diese Gier
Der Bürger — Wie ein ungewohntes Kleid
30Hängt ihre neue Freiheit ihnen um
Den Nacken, — sie sind stolz, nicht, weil das Herz
Sie stolz macht, nein, sie sind es nur,
Um uns zu überstolzen.
Heinrich der Löwe — Wisset ihrs,
35Ihr Herren? Ihr habt alles, und habt nichts —
Der Herzog fehlt euch.
                              — Wie mit Bardewick?
Graf Borgholt
Du wähnst, daß diese Stadt dir treu sei, weil
40Du sie so sehr beschützt hast? — 's ist vergessen!
Des Schützers denkt man länger nicht, als man