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[GAA, Bd. II, S. 192]

 


Da hängt ihr Bild — Wie sieht es aus! — Mich schaudert!
Erstdruck Wehrfried Schurken sind die Schildwachen gewesen, wenn
sie die Canaille, die ihrem Herzoge Unheil verkünden
will, sei's ein Geist, sei's ein Menschenkind, nicht angehalten
5 haben.
Christoph Hör, mit wie lang aushallenden Tönen krähen
über uns die Wetterhähne.
Wehrfried Der schlimmste Wetterhahn ist der Schnee auf
des Löwen Haupte.
10Christoph Da kommt jemand — Nun, sei's die Hölle selbst,
ich sterbe als ehrlicher Kerl auf dem mir angewiesenen
Posten.
Handschrift Wehrfried Du hast ebensoviel Mut, als Aberglauben. —
Doch, laß nur die Waffe ruhn, — hörst du denn nicht,
15 daß es der Herzog ist, der da naht? — Wir müssen uns
zurückziehen. Er ist gern allein.
Zieht sich mit Christoph aus dem Saal zurück
Heinrich der Löwe tritt auf, im schlichten Gewande, einen
aufgebrochenen Brief in der Hand. Er blickt noch einmal
20hinein. Dann
Wahr also,
Heinrich der Welfe ist vermählt mit Agnes
Erstdruck Der Hohenstaufin! — Zorn und Unmut hätten
Vor Jahren mich darob ergriffen — Nun
25Ists anders — Mögen Ruh und Frieden
Aus diesem Bündnis keimen — Ruhig möcht
Ich sterben. Mich umwehn die kühlen Lüfte
Des Grabes schon, und sanft und sanfter schlägt
Das einst so wilde Herz. —
30                        — Wie hab ich nicht gekämpft,
Gesiegt, gelitten, um den großen Zwist
Der Welfen und Waiblinger zu beenden —?
Es war umsonst — Jetzt endet ihn 'ne Hochzeit! —
Wie auch der Mensch drauf losstürmt — Nie erreicht er
35Das Ziel, führt Gott es ihm nicht zu — — Gebirge
drängen,
Mit ihrer Föhrenwälder Brauen höhnisch
Und finster auf ihn niederschauend, sich
Um den verirrten Wanderer — Er klimmt
40Und klimmt — ringt über Felsen, windet durch
Gebüsche sich — umsonst! — kein Ausweg — Er