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[GAA, Bd. II, S. 194]

 


Es besser —
            Wie die Wachen flüstern,
Soll sie in diesem Hause jetzt umgehen.
Ich glaube, daß die Wachen sich nicht täuschen —
5Es zielt auf mich! —
                    Ha — Tür auf — klanglos — Was
Befällt mich? Nie gebebt hab ich im Kampfe,
Doch hier weht Geisterodem —
? Die Tür des Saales öffnet sich von selbst, — die Weiße Frau
10 ? kommt durch dieselbe, verweilt in der Mitte der Szene, und
? blickt den Herzog trüb an
                                Erstdruck  O, Sie ists — Grad
Wie sie im Bild dort hängt — Das seidne Schleppkleid
Wallt weithin hinter ihr, die Schlüssel hält
15Sie in der Hand — Werd ich denn wieder Kind
Und zittre? — Herzog Sachsens und von Baiern,
Auch in dem Geisterreich erniedere
Dich nicht!
Zu der Weißen Frau 20
            Gegrüßt du Ahnin meines Stammes,
Du mir Verwandte, — und ich danke dir,
Daß du besorgt an mich in deiner Ruhe
Gedacht, und aus dem Sarge kommst, mir warnend
Den Tod zu künden! —
25                        Handschrift  Ring nicht so die Hände, wahrlich
Ich fürcht ihn nicht — Wann
Schlägt meine letzte Stunde?
Die Weisse Frau Löwe, eben
Hört ich in meinem Grabgewölb die Domuhr
30Zwölf schlagen, und die Räder rasseln noch —
Den Schlag von Ein Uhr hörst du nicht mehr.
Heinrich der Löwe Wohl —
Erstdruck Sie schlug — Aus denn! — Das Blatt, der Leib fällt ab! —
Es sei, — und doch, ich könnte weinen —
35Ists mir doch fast, als schied ich nun auf immer
Von einem alten Freunde — Diese Brust,
Mit der ich oft so freudig atmete,
Und dieser Arm, der oft für mich so stark
Gekämpft — Nun Asche wieder?
40Die Weisse Frau Heinrich, seit
Jahrhunderten hab ich geschwiegen, nur