Das Christian-Dietrich-Grabbe-Portal
 
GAA, Bd. II, S. 199 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 199]

 


Und Wittelsbach besitzt es längst.
Heinrich der Löwe Nie treu —
So fahr es wohl — Es war vielleicht zu groß,
Um fest am Stamm zu hangen — Alle Größ
5Und Schwere trennt sich leicht von dem, woran
Man sie will ketten, sei's der Apfel von
Dem Baume, sei's der Freund vom Freunde, oder
Das Volk vom Fürsten, — nur fällt sie dabei
Gewöhnlich auch zu Boden —
10                                 mein Otto?
Prinz Heinrich
Ich fragte schon nach ihm, — ich hört, er schliefe.
Handschrift Erstdruck Heinrich der Löwe
So stört ihn nicht, und tretet auf die Seite.
15— Man winkt mir schon.
Kaiser Heinrich Wer winkt?
Heinrich der Löwe Dein Vater, Friedrich,
Und neben ihm die strahlende Mathildis —
— Er beugt sich zu mir nieder, gleich ihr lächelnd,
20Der Freund, der Heldenjüngling wieder —
Die kaiserliche Krone, die elende
Sternschuppe, welche uns so oft verwirrt,
Fällt ihm vom Haupte hin zur Hölle,
Und prachtvoll steigen auf die Dioskuren!
25Kaiser Heinrich Er phantasiert, — ruft einen Arzt!
Heinrich der Löwe Nicht nötig —
Ich bin gesund und meine Jugend kehrt zurück.
— Wie fließt der Rhein so stolz dahin — Wie spiegeln
Sich Schloß und Stadt in seinen grünen Wellen!
30Heil Hochheim, Heil Johannisberg, König
Der Rebenhügel — Rechts da Rüdesheim, die Zier
Am Bergessaume — links kommt Bingen — o
Wie tobt das Binger Loch, doch lauter tönen
Erstdruck Des Ofterdingen Saiten drein — Und dort
35Hoch Ehrenbreitstein, Diadem des Felsens!
Dies ist mein schönster Tag!
Kaiser Heinrich Er denkt der Rheinfahrt,
Handschrift Die er mit meinem Vater und dem hehren Sänger
Der Nibelungen, Ofterdingen, einst gemacht.
40Heinrich der Löwe
O trag mich, Rhein, o reiß mich fort — schön stürzt