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GAA, Bd. II, S. 202 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 202]

 


Verfallen, um ermattet zu erwachen.
— Ich wähnte auch, es wär das Ziel, wenn so
Wie jetzt Neapels und Siziliens Krone
Auf meiner Scheitel prangte, beide Lande
5Zu meinem Fuße lägen — Doch am Ziel
Nun angelangt, winkt schon ein höheres,
Erstdruck Wie oft der Wanderer, wenn er den Berg
Erklimmt hat, froh da ausruhn will,
Im Wahn, er sei nun auf des Weges Gipfel,
10Den höhern Berg sieht, welchen der erklimmte
Verbarg. — Noch stehen wir den Italiänern
Als Feinde gegenüber, ob wir gleich
Wie sie im selben Land geboren sind —
Denn wir besitzen ihre Recht' und Güter.
15Soll Sicherheit und innere Gesundheit
Das Reich erfreun, so muß das anders werden.
So lang das Volk sich unterdrückt hält, wechselt
Es gern den Unterdrücker, wärs auch bloß,
Den kurzen Reiz der Abwechslung zu fühlen.
20Dann blicket hin nach Norden: Der Waiblinger
Hat mit dem Welfen sich versöhnt, und kehrt
Die Faust, die mit dem Leuen hat gerungen,
Freier als jemals gegen uns. Den Schlüssel
Des Reiches, Rocca d'Arce, hält Graf Diephold
25Mit unbeugsamem Mute für ihn fest —
Weh uns, dringt Heinrich je so weit, dem Grafen
Ihn abzunehmen — Durch das aufgerißne Tor
Des Landes brandete wie Meereswogen
Er mit den überzählgen Scharen auf
30Uns ein. Drum Rocca d'Arce Tag und Nacht
Gestürmt, bis seine Türme sich uns beugen,
Erstdruck Alsdann den Kaiser aufgesucht bis in
Die Lombardei, wo manche Städte noch
Ihm feindlich sind, sich gern mit uns vereinen —
35In unserm Rücken aber, in Neapel
Dadurch die Ruh gewahrt, daß wir dem Volke
Entgegenkommen, wärs auch, daß wir lernten,
Von den Erobrungsrechten unsrer Ahnen
Ein wenig aufzuopfern.
40Bohemund Wie? Aufopfern?
Was uns gebührt, was wir ererbt? Wir schmähten