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[GAA, Bd. II, S. 226]

 


Kaiser Heinrich
        Mag sein — Doch besser wärs, wir hätten
Ihn schon im Leben. —
                    Ha, der Griechenkaiser,
5Der mir auf seinem halb verfaulten Thron
Erstdruck Mit leeren Titeln Romas Kaiserrang
Streitig zu machen wagt, soll jetzt es büßen! —
Wie eine Zunge streckt Neapel lechzend
Ins Mittelmeer sich aus, berühret dicht
10Die griechschen Küsten — Dummheit, schleckt
Es nicht den Trank und Fraß, der ihm so nahe —
— Schickt nach Byzanz, und meldet dort dem Weichling,
(Auf dessen Stirn der kaiserliche Name
So leicht gedrückt wird, wie der Hufschlag auf
15Den Kot), daß bei Bari und Messina
Die Flotten Heinrichs warten, zu erfahren:
Ob er auch meinem Kreuzheer freien Durchzug
Nach Palästina, und mir selbst 'ne Steuer,
Die meiner Macht und seinem Hochmut angemessen,
20Gewähren wolle?
Einige des Gefolges ab
            Sind die nötgen Stellen
Der Stadt besetzt?
Diephold An jeder Eck und Straße,
25Wo nur der Aufruhr atmen könnte, stehn
Schon deutsche Treue, bei der Kehle ihn
Sofort zu fassen, zu ersticken.
Erstdruck Kaiser Heinrich sich umschauend Wahrlich,
Palermo ist 'ne stolze, prächtge Stadt,
30Wohl wert, mit etwas Blut sie zu erobern.
Die Straßen breit und lang, und Marmorschlösser
Daran gereiht, wie Perlen an den Faden.
Der Platz hier vor dem Dom, geräumig, groß
Nach allen Toren hin die Aussicht bietend.
35— Haltet! Er ist das Herz der Stadt — es laufen
Die Gassen von ihm aus wie ein Gewebe
Von Adern —
zu Diephold
            Fürst, besetz ihn stark! — Wir halten
40Palermos Leben in der Hand, so lang
Er unser ist —