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[GAA, Bd. V, S. 297]

 


        Handschrift Handschrift Handschrift Lieber Freund,

eben erhalte ich einen Brief von Köchy, der in Mainz bei
Haake ist, u. an die Aufführung meiner Stücke denkt. Er
zaudert aber gern. Die Recension im Freimüthigen ist doch
5erbärmlich fade. Hr. Schiff hat wohl in den ff einen Druckfehler.
Ophamilla denkt bei dem Ringen mit Matthäus nur an
seine Person, — er u. Matthäus, — das Bild taugte auch
nicht, wenn viele Vipern rängen, — er spricht nachher von
den Italiänern, wie wir oft von den Deutschen, die wir schimpfen,
10mit Ausnahme von uns selbst. Setz meinethalb:

                    „Lang und furchtbar rang
            Ich mit ihm“.

Du bist da zu bedenklich, ich weiche aber gern. Das Druckfehlerverzeichniß
zum Barb. sende ich nach, — ja, dem Heinrich
15(der, wie gesagt, auch seine Achtung verdient) ist es anzuschließen.
An meinem Arme wird ziemlich gerissen. Mir fallen
dabei Gedanken ein wie Schnee. Ich kann nicht gut mehr
schreiben.
                                 Stets
  Detmold den 10 t Febr. 1830.    Dein Grabbe.

  [Am Rande:] Raupach hat ja auch einen Heinrich VI geschrieben.

  [Adresse:] Handschrift Herrn Kettembeil. Ist doppelt couvertirt, weil
das Papier zu sehr durchschlug.
25        Hochgeehrtester Herr Hofrath!

  Ihrerseits bitt' ich um Verzeihung für diesen nachlässig hingeschrieben
scheinenden Brief, denn ich habe beim Umsturz
eines Schlittens meinen linken Arm total gebrochen, und wird
mir derselbe, da er mir zur Last wird, schon höchst zuwider,
30— meinerseits Dank für die Anzeige des Barbarossa in der
Abendzeitung, und zwar großen. Schon früher hätt' ich ihn
abgestattet, aber Journale sieht man hier nur dann, wenn sie
6 Monate schon erschienen sind.

  Ich kann's nicht lassen mein Herz zu lüften: Sie kennen den
35Goethe persönlich — — er ist klug und ungeheuer eitel —
furchtbar! — Ich lese eben erst den Briefwechsel zwischen ihm
und Schiller, und, auf mein Wort, er schmerzt mich mehr als