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[GAA, Bd. II, S. 249]

 


Wirds überall, nur nicht für mich!
Clorinde Hieher, Zauderin, — schnell, steck mir Spitzen
und Girlanden zurecht.
Thisbe Einfältige, bleib hier, drück mir Handschrift den goldnen Kamm
5 in das Haar.
Olympia Ich kann
Euch beiden nicht auf einmal dienen.
Die Baronin Naseweise, räsoniere nicht über das, was meine
Töchter dir gebieten. Ich sperre dich dafür Jahre lang ein.
10Olympia Ach,
Nur einmal, Mutter, laß mich frei ins Freie.
Glaub mir, es ist ein traurig Los, einsam
Wie ich gebannt zu sein im gotschen Saal,
Und statt die freundlichen Erscheinungen
15Der Wirklichkeit zu sehn, mit Phantasien
Ihn zu bevölkern. Matt und trübe wird
Dabei das Haupt.
Die Baronin für sich Würd es dir doch wahnsinnig!
Laut 20
Ich will dir zu tun geben, daß du die Phantasien verlierst.
Du sollst Linsen aus der Asche lesen.
Handschrift Clorinde Aschenbrödel, wie steht mir der Hut?
Olympia Er ist recht zierlich — Doch —
Clorinde Nun?
25Olympia Ich liebe nicht die blaue Farbe. Sie
Entstellt zu leicht mit bleichem Schein das Antlitz.
Ein roter Hut verschönt es aber.
Clorinde Ei! die Beobachterin!
Thisbe Die Farbe meines Gewandes gefällt dir auch wohl
30 nicht?
Olympia Du
Bist blond, Clorinde ist brünett, —
Du, Schwester, solltest eine dunklere,
Und sie 'ne hellre Farbe tragen.
35Clorinde Ich glaube, die Törin ist verliebt Handschrift in ihr graues
Kleid.
Olympia O, wahrlich nicht — doch hab ich denn ein andres?
Die Baronin Sie hat euch gut geschmückt — He, Diener!
Der Diener kommt 40
Bring Olympia hinweg, und gib ihr Linsen zum Auslesen
aus der Asche!