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GAA, Bd. II, S. 251 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 251]

 


Zweite Szene
Erste Hauptstadt des Königs. Thronsaal
Der König, begleitet von seinem Hofstaate, von Alastor, dem
Hofpoeten, dem Rüpel, und Kriegern, tritt auf, und besteigt
5 den Thron
Handschrift Der König Siegreich beendet' ich den schweren Krieg.
Die Völker ziehn zu ihren Hütten wieder,
Ich aber kehre einsam auf die goldnen,
Doch kahlen Höhn des Throns zurück.
10Alastor Es glänzen
Dir um die Stirn des Lorbeers heilge Blätter,
Und deines Namens Schall erfüllt die Welt!
Der König Nicht meine Brust.
Alastor Vom Niedrigsten bis zu
15Dem Höchsten, jubelt jeder dir
Für des erkämpften Friedens Glück entgegen,
Und laut wird ihre Freud in allen Tönen:
Hör: Klarinetten, Kastagnetten, und Trompeten!
Der König Laßt sie jauchzen, toben —
20Handschrift Mir wird es stiller stets und trüber.
Alastor für sich Wie
Ist er so schön in seiner holden Schwermut!
Wie zarte Morgennebel um die Sonne wallen,
Und ihrer Strahlen Licht sanft brechen, schwebt
25Sie um sein Antlitz! — Was ihm fehlet, ahn ich! Laut
Es tun sich dir nun auf des Friedens Wonnen:
Der dunkellaubge Wald erwartet nun,
Daß du, den Jagdspeer in der Hand, beim Klang
Der Hörner ihn durchschreitest und belebest,
30Den Hirsch verfolgst bis in die tiefsten Gründe. —
Handschrift Der König Was hab ich denn, wenn ich den Hirsch erlege?
Es ist ein Hirsch — Wie kann mich das erfreuen?
Alastor Du sorgst in Ruh nun für der Völker Wohl —
Verbesserst die Gesetze — schützest die
35Bedrängten — Glücklich wirst du sein
In dem Bewußtsein der erfüllten Pflicht.
Der König Was hilft das Glück, wenns niemand mit mir teilt?
Ein einsam Glück ist eine schwere Last!
Alastor Sohn, darf ich reden, frei und offen?