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[GAA, Bd. II, S. 484]

 


König Der Schneider?
Rüpel Ja, Schloßvogt. Kleider machen Leute, und Schneider
machen die Kleider. Sie erst sind die rechten Erzeuger
und Väter.
5Der Schneider kommt
Bock, Bock!
König Du schimpfest?
Rüpel Nur Übung im Grobsein. Ich möcht mich sonst in
der neuen Würde zu blöd, zu ungelenk benehmen. Schneider
10 schimpf ich aber vorzugsweise, Erstdruck weil es sie am meisten
krepiert. — — Sprich künftig nicht eher, bis Du gefragt
wirst, Schloßvogt! Zum Schneider Meck!
Schneider erbittert, blutrot Herr —!
Rüpel Still! — Nimms Maß mir. Ich hab 'nen Buckel. Sei
15 ein guter Christ, und deck ihn mir mit 'nem Mantel zu.
Schneider Von welcher Farbe?
Rüpel Gelb, mit blauen Flecken. — Bin ich auch kein Genie,
Hofpoet, wie Ihr, so bin ich doch Original.
Hofpoet Freund Schattenkönig, laß die Anzüglichkeiten. Von
20 Dunsen will ich kein Lob; nur ihr Tadeln könnte mich
ehren.
Rüpel Ein schlechter Kerl, ein Schuft wie Du —
Hofpoet Darüber lächl ich.
Rüpel — ein alberner Skribler! — Wer fand je an Deinen
25 schlechten Versen Geschmack?
Erstdruck Hofpoet Du lügst, Elender! Der Beifall Tausender, hundert
der trefflichsten Rezensionen beweisen es anders. Zum
rechten König Straf den Verleumder, er füllt Deine Stelle
unwürdig aus!
30König Warum zürnst Du mehr, wenn man Dich albern,
als wenn man Dich schlecht nennt?
Hofpoet Behalt ich das anständige Exterieur, so schadet
„schlecht“ nur vor Gott, nicht vor Menschen, mir aber
Albernheit angedichtet, und ich werde in jeder Konver-
35 sation ausgelacht.
Rüpel Jetzt, Herr Gewänderfabrikant, an die Hosen. Ich
habe schlechte Hüft und Waden — Miß mir Pumphosen
an, groß und ahnungsvoll — Pumphosen eroberten schon
manches Herz. — Wie geht es der Hölle?
40Schneider Der Hölle?
Rüpel Ich meine der deinigen im Schneidertisch. Ihr Schneider