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[GAA, Bd. II, S. 254]

 


Der Rüpel Eure Majestät, das wird mir nicht unangenehm
sein. Ich habe so ein paar Anlagen zum Könige. Dumme
Streiche, die Lärm oder Ruhm machen, was bei Königen
einerlei ist, mach ich gewiß.
5Der König Jedoch nur kurze Zeit sollst du es bleiben.
Der Rüpel So schneller laß ich Kassenscheine schreiben.
Alastor Der Rüpel reimt!
Handschrift Der Rüpel Was Rüpel! Ich bin König!
— Wo ist der Schneider, der mich machen hilft?
10Alastor Du wirst ein König, und du rufst zuerst
Nach einem Schneider?
Der Rüpel Kleider machen Leute,
Und Schneider machen Kleider. Schneider sind mir
Die rechten Väter und Erzeuger.
15                                 wo bleibt
Der Narr?
Der Schneider tritt ein
            Da kommt er! — Bock!
Der König Du schimpfest?
20Der Rüpel Ich übe mich im „grob sein“. 's ist mir nötig,
Ich bin zu blöde sonst, und Schneider schimpf
Ich gern, weils sie am meisten ärgert. Man
Sieht doch bei ihnen, daß es traf. —
                                 meck!
25Handschrift Der Schneider erbittert Herr —!
Der Rüpel Still! Ich stehe hier als Stellvertreter
Des Königs. Nimm das Maß. Ich hab 'nen Buckel.
Mit einem Mantel deck du ihn mir zu.
Der Schneider Wie soll
30Die Farbe sein des Mantels?
Der Rüpel Gelb, mit blauen Flecken.
Bin ich auch kein Genie, wie ihr es seid,
Herr Hofpoet, so bin ich doch Original.
Der Hofpoet Freund, laß mir die Anzüglichkeiten.
35Von Dunsen will ich weder Lob
Noch Schmeicheln — Nur ihr Tadel kann mich ehren.
Der Rüpel 's ist wahr, du bist ein schlechter Kerl, ein
Schurke.
Handschrift Der Hofpoet Darüber muß ich lächeln.
40Der Rüpel Und du bist
Ein Skribler! Wer liest deine dummen Verse?