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GAA, Bd. II, S. 255 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 255]

 


Der Hofpoet Was? Skribler? Meine Verse läse niemand?
Die schnödste Lüge! Tausend Rezensionen
Beweisens anders. — Dumm wär ich? Herr König,
Straft den Verleumder!
5Der König Warum zürnst du mehr,
Wenn man dich dumm nennt, als wenn schlecht?
Der Hofpoet Schlecht! schlecht!
Das schadet nur vor Gott, nicht vor den Menschen,
Und wie man mit den Wölfen heulen muß,
10So muß man mit den Menschen leben. Dummheit
Handschrift Mir aber anzudichten, ist ganz gegen
Konversation und Sitte. Lächerlich
Machts mich. Weit lieber Räuber, Mörder, Brenner,
Als ausgelacht zu sein.
15Der König Mein Guter, sprich
Ein wenig leiser. In den Dichtungen,
Den freien Spielen deiner Phantasie,
Scherz' meinthalb mit Moral — Man weiß ja doch,
Es ist nur Scherz! Doch edel sei im Leben.
20Der Hofpoet Was sagt ich denn? Unglück ist Dummheit, und
Die Immoralität ists auch — Was gut
Ist, das ist klug. Weswegen sind wir alle
So gut und so moralisch? — Eben weil
Das gut ist und uns gut tut!
25Der König zu Alastor Freund,
Inmitten all des Scherzes werd ich finstrer.
Alastor Die Sonne naht gewiß, die dich erheitert.
Handschrift Der Rüpel Na, Bock!
Der Schneider heftig Herr, heißt das —?
30Der Rüpel Bock heißt Bock. 'Nen Bock
Schießt man sehr leicht. Pumphosen miß mir an.
Ich habe schlechte Hüft und Waden — drum
Pumphosen, groß und ahnungsvoll — Pumphosen
Eroberten schon manches Herz.
35                            — Wie gehts
Der Hölle, Schneider?
Der Schneider Hölle?
Der Rüpel Na, ich meine
Die Eurige im Schneidertisch. Ihr Schneider
40Seid klug — ihr seid die Sünder, doch statt eurer
Schickt ihr zur Höll die Sünden, die