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[GAA, Bd. II, S. 256]

 


Gestohlnen Stücke Tuchs, und die auch wißt
Ihr nachher zu erlösen.
Handschrift Der Schneider Herr, das ist
Beleidigung — seid Ihr der König, oder
5Sein Stellvertreter, nicht ertrag ich das!
Der Rüpel Des Schneiders Reizbarkeit ist grad so groß
Als seine Furcht: dich hängen laß ich, Bock,
Schaffst du mir nicht mein Kleid heut Abend!
Der Schneider Verzeihung! Ich war all zu frei! Noch heute
10Erhaltet Ihr das Kleid — Adieu!
Der Rüpel Meck! meck! —
— Nun will ich einen Juden haben!
Der König 'Nen Juden? Bist du toll?
Der Rüpel Ach, lest die Zeitungen.
15Kein König ohne Juden, und am Ende
Kein Jude ohne König. Nimmt der Jude
Handschrift Prozente auch zu sechzigen, so gibt
Er doch Kredit, und vom Kredite lebt
Schon mancher Staat und mancher Mann.
20Der König Nicht ganz
Bist du der Narr, für welchen du dich ausgibst.
Der Rüpel Herr, mein Verstand ist doch ein wenig wirblig.
Doch so viel seh ich ein: da ich nicht Fürst bin,
So bin ich lieber Narr als Fürstendiener —
25Der Narr hat einen Vorzug: er
Darf andre närren!
Der König Du sollst mir den Rüpel
Im Königskleide spielen, und ich fürchte fast,
Du bist zu klug dazu.
30Der Rüpel Seid ohne Sorge!
Ich bin so klug grad, dummer mich zu stellen,
Als es ein Dummbart kann.
Isaak kommt
Isaak Wo ist der König?
35Handschrift Der Rüpel Hier!
Isaak Bin ich gelaufen, Herr, zwanzig Meilen durch Dick und
Dünn, und noch mehr ich bin vorher gelaufen umher bei
den Gerichten, den Sekretarien, und Pedellen — Hat mich
immer der eine gewiesen zu dem andren, meine Füße sind
40 entzwei und die Treppen — Mächtiger, grausam weiser
Monarch, großer Schlum — (verzeih, ich versprach mich,