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[GAA, Bd. II, S. 295]

 


Im dunklen Ahnensaal der Liebe Glück —
— Grün war die Au, das Morgenrot vergoldete
Die Bäume, welche rauschend sie umkränzten.
Ein Ritter zog drauf hin im Silberharnisch,
5Ihm nach mein Blick. Er sah sich um, sah mich,
Handschrift Ich ihn — Und Seligkeit umwallte mich.
— Und nun! Nicht Ruh! nicht Stille! Wie entwurzelt
Hebt sich das Herz! Gewitter leuchten,
Die Tränen funkeln, aber doch, o doch
10— Ists Liebe!
Die Königin der Feen Mädchen, was wär Glück,
Wenn du dabei den Schmerz nicht kenntest?
Der König Weißt
Du, wer ich bin?
15Olympia Bist du nicht Du? — Was soll
Ich mehr noch wissen?
Der König Wär ich nun ein Fürst?
Wär ich der Mächtigste der Herrscher?
Olympia Könntest
20Du mächtiger in meinem Busen herrschen?
Handschrift Der König Und wer bist du?
Olympia Dein!
Der König Mein! — O Lippen,
Rein und geheiligt, nie verletzt — ihr Rosen,
25Die nie verwelken, stets erröten, herrlich
Ertönen, was die Rose duftet, flüsternd —
Nehmt meine Seele hin in diesem Kuß,
Verzehret sie in euren Doppelflammen!
Olympia Wie dunkel wird es — Ich vergehe! —
30Der Gnom Die Zigarre schmeckt köstlich —
Mich wundert, daß die beiden sich lieben können, ohne zu
rauchen. — Welche kalte Liebe! Es geht nicht einmal der
Dampf davon!
Der Kutscher kommt Die verfluchte Katze! Immer guckt
35 sie nach mir — Ich flüchte hieher —
erblickt den König und Olympia
Handschrift Was ist das? Beißen sich die beiden? Wollen sie sich viel-
leicht fressen? — Ne, das ist doch pitoyabel, sie drücken
die Lippen an einander und liebäugeln — und kriegen kei-
40 nen Appetit! — Meine Geliebte würde mir bald vor Heiß-
hunger nach meinem Maule das Maul abbeißen, wenn ich