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[GAA, Bd. I, S. 454]

 


Darin nicht gibt, — und daß die Milb so sonderbar
Erbaut ist, als der Elefant — Freund, nach
Der Kraft und ihrem Zweck hab ich geforscht,
Nicht nach der Außenseite!
5Der Ritter Und die Kraft,
Den Zweck begreifst du nicht, selbst wenn ich sie
Entzifferte.
Faust Weshalb nicht?
Der Ritter Weil sie jenseits
10Erstdruck Der Sprache liegen. Nur was ihr in Worte
Könnt fassen, könnt ihr denken.
Faust Wie? die Sprache
Wär größer als der Mensch?
Der Ritter Sie ists!
15Faust Gefühl und Sehnsucht, alle die sprachlosen
Empfindungen, die gleich Gewitterschauern uns
Durchbeben — Was sind sie?
Der Ritter Nur Nebel, Nebel!
Was sprachlos ist, ist ohne Sinn und Klarheit!
20Faust
So wär die ganze Menschheit nur Ge-
schwätz!
— Und warum fühl ich Durst, mehr zu erforschen,
Als mir die Sprache bieten kann?
25Der Ritter Weil du
Erstdruck Zu diesem Durst dich künstlich reizest. Machs
Wie Millionen deiner Brüder — schlaf,
Iß, trink und sei vergnügt.
Faust — Ha — welcher Schatten
30Durchzuckte plötzlich Höll und Himmel,
Als du in vollem Glanze sie mir zeigtest?
Als er hereinbrach, standen Engel, Teufel,
Gott und du selbst erstarrt wie Wachsfiguren
Der Ritter zitternd und verwirrt 35
Ein Schatten — Nun, ich glaube — dieser Schatten
(Vielleicht auch nur ein allzuhelles Licht )
Hat oftmals manchen Geist entsetzt — Ich kenn
Ihn nicht — Es scheint, als fiel er in die Welt
Von außen.
40Faust Wie?
Der Ritter Ja, denn nur die Welt, den Teufel,