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[GAA, Bd. I, S. 457]

 


— Wie bricht die Stirn aus dieser Locken Dunkel —
So bricht der Gott der Sonne aus der Nacht!
— Ich weiß, dies alles ist ein Höllentrug!
Ich seh die Funken um das Antlitz sprühen —
5Doch sei's ein Trug — der Trug ist mehr wert als
Die Wahrheit, als zu wissen, daß man nichts weiß!
Der Ritter Der Donna Anna treues Bild erblickst du!
Erstdruck Faust Ich blick und blicke — zu 'nem Kinde werd
Ich wieder — Eine Heimat, die ich nie geschaut,
10Umlächelt mich — Gibts andre Heimaten
Als das Geburtsland? — Dieses Auges Braun
Kommt über mich wie Abenddämmerung
Der Tag erbleicht davor, doch Sterne, zahllos,
Entsteigen, selbst die Finsternis verklärend,
15Dem Abgrund — Ach, des Himmels Gründe,
Sandbänke sind sie gegen dieses Auges Tiefen!
Der Ritter für sich Nun karessiert der Entrich seine Ente,
Vergißt Philosophie, Mathematik,
Astronomie!
20Faust Es ist 'ne Albernheit,
Daß mich ein Bildnis so entzückt — Nicht Grund
Seh ich dazu — und doch bin ich entzückt!
Der Ritter Der Tor!
Auch in der Liebe spürt er nach dem Grunde —
25Je grundloser je tiefer!
Erstdruck Faust Irr ich mich oder
Hast du mir nicht gesagt, dies sei
Der Donna Anna Bildnis?
Der Ritter Ja, das ist es.
30Faust So führ mich zu ihr, — sehen, sprechen will
Ich sie
Der Ritter Ihr Vater ists, der dich verfolgt!
Faust Du nennst mich Graf von Mezzocampi,
Verjüngst mein Angesicht durch Zauberkunst.
35Der Ritter
Ich bin dein Sklav. — Doch weißt du, daß die Donna
Heut abend sich dem Herrn Octavio
Vermählt?
Faust Vermählt?
40Der Ritter So ists —
                            Erstdruck  Horch! da rauscht