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[GAA, Bd. I, S. 464]

 


Der Ritter Hab ichs nicht prophezeit?
Die Pflanze, die vom Boden sich empor
Will schwingen, muß mit Kot gedüngt erst sein,
Bevor sie frei kann wurzeln und aufschießen.
5Der Kot — Ihr nennt ihn Leidenschaft, sei's Geiz,
Sei's Ruhm, sei's Aberglaube, sei es Liebe.
— — — Eh, stehst du endlich in der Region
Des Leben-Südens, wo der Hoffnung, wo
Der Sehnsucht Riesenbäume, mit den Wurzeln
10Zum Tartarus hindringend, schnell und furchtbar
Zu Äthers höchsten Höhen sich erheben,
Erstdruck So daß die Sterne nur als goldne Früchte
In den belaubten Ästen schimmern, — wo
Das Wort, das einst die Welt, im Wahn, daß sie
15Dadurch geschaffen, an dem Schöpfungstag
Noch halb im Traum geflüstert, voller Wohllaut,
Wie eine Silberglocke, schwebend in
Dem Himmelsdome, durch die Nähe tönt
Und Ferne: erste Liebe?
20                        O auch ich,
(Myriaden Jahre sind seitdem verflossen)
War dieses Wortes voll!
Faust Was? wird der Satan
Sentimental?
25Der Ritter Leicht möglich, daß er ehdem
Es gewesen. Jetzt lacht er des Spaßes.
Wie könnt er so unsäglich hassen, hätt
Er früher nicht so ungeheur geliebt?
Weich glüht das Eisen, eh' es wird zum Schwert —
30Den Glücklichen nur kann ein Unglück treffen —
Der Teufel liegt dem Gotte näher als
Die Milbe.
Erstdruck Faust Don Juan tritt aus dem Tanzreihn,
Und naht mit seinem Diener — Er will schon
35Sein blutges Werk beginnen. Höchste Zeit,
Daß wir gefaßt sind, ihm die Beute zu
Entreißen.
Der Ritter Du bist der Gewaltgere!
— Was will der Sperber? Gleich dem Adler
40Schwebst du in weiten Kreisen ihn umgarnend
Über ihm!