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GAA, Bd. I, S. 473 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. I, S. 473]

 


Zu rauben. Glaub mir aber, sterbend spür
Ichs nur zu deutlich: es gibt einen Ernst,
Der mehr bedeutet als wie das Vergnügen,
Die Tugend nur ist unvergänglich, nicht
5Die Lust, mehr als das Leben ist der Tod,
Und die Vergeltung ist unsterblicher
Und schrecklicher als die Beleidigung!
Don Juan He, Leporello! Haben wir noch Zeit,
Den Moralisten weiter anzuhören?
10Leporello Mein Gott, schon kommen Leute!
Don Juan Don, sterbt wohl —
Erstdruck Seht dort das Pantheon, und denkt, in Rom
Woll Sterben eines einzelnen nicht gar
Viel sagen. Für die Lehren habet Dank.
15Die Donna Anna such ich auf, und hoff
In ihren Armen seliger zu ruhn
Als Ihr im Paradies in Gottes Anschaun.
Mit Leporello ab
Der Gouverneur Er trotzt! — Bald steh ich vor dem
20                                 von welchem
Die Gnade niederflammt, die Rache —
Dort denk ich deiner, Juan! — Weh, meine Sinne
Vergehn — Wo bin ich? — Löwenzungen funkeln
Und lecken — scheußliches Gewürm kriecht über
25Die Brust mir —
                    Ha! — Ja — Vaterland,
Und Donna Anna — Waren das nicht Worte,
Die ich einst hörte oder einst gesprochen? — — —
Er stirbt
30 Gasparo kommt mit einem Priester zurück
Gasparo Er ist schon tot.
Erstdruck Der Priester Wir sind zu spät gekommen.
Allmächtiger! verzeih ihm seine Sünde!
Gasparo Die Bitt ist unnütz. Ich dien ihm lange
35Und wüßte keine Sünd, die er vollbracht.
Der Priester Wie? Eben fiel er erst im Zweikampf!
Gasparo Herr,
Er fiel im Kampf um Don Octavios Blut
Und Donna Annas Ehre.
40Der Priester Nicht dem Menschen,
Der Gottheit nur geziemt die Rach und Strafe.