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GAA, Bd. I, S. 496 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. I, S. 496]

 


Donna Anna tritt auf und erblickt den Faust Ha,
Da steht! War Don Juan der Wetterstrahl,
So schnell und feurig, als (daß zur Schmach ichs nur
gestehe!)
5Entzückend — so ist Er die Wetterwolke,
Kein Blitz zwar, aber voll von Blitzen — Scheuen,
Nicht lieben kann man Wetter!
                    — Ich seh, er wird bald
Zermalmend sich entladen — doch was wär
10Die Tugend, könnte sie je zittern? Fest
Mit stolzem Haupte tret ich vor ihn hin!
Erstdruck Faust zur Donna Anna Will
Denn nie die Trauer enden? Zeit wärs endlich!
Donna Anna Laß frei mich, wenn du Ehre hast.
15Faust Ich habe
Die Kraft, und Kraft schafft selbst sich Ehre.
Donna Anna Ehre
Wird nicht geschaffen. Echte Kraft entsteht
Aus ihr nur.
20Faust Nach Belieben — Ehre, Kraft —
Sie schaffen, schaffen nicht — Sentenzen kehrt
Man um wie Handschuhe — Sie tragen sich
An beiden Seiten. — Doch du redest nach
Der Denkart deines Vaters.
25Donna Anna Welcher Ruhm,
Gleich ihm zu denken und zu handeln!
Faust Kein Ruhm!
Erstdruck Weshalb gibts Zeit, gibts Jahre, gibt es Stunden?
Die Jüngern sollen weiser werden wie
30Die Alten — Kinder klüger als der Vater —
— Doch alles eins. —
                Warum liebst du den Don
Juan?
Donna Anna
35          Du fragst? — Wenn ich ihn liebte — Gibts
Denn bei der Liebe ein Warum? — Es funkelt
Die Sonne, taubeperlte Fluren strahlen
In ihrem Glanze, — aus der Nacht zuckt wild
Und frei der Blitz hernieder, Roß und Reiter
40Erschlagend, — und wer fragt warum?
Faust Ich!