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GAA, Bd. II, S. 9 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 9]

 


Wohl möglich, daß seit sieben Jahren, seit
Der Stunde, wo der Barbarossa Salz
Auf die Ruinen streute, keine Nacht
Erstdruck Gedunkelt, wo ich nicht in Tränen liegend zu
5Dem Himmel aufschrie, und kein Tag geleuchtet,
An dem ich nicht gekämpft, das Weinen zu
Ersticken. Glaube mir, die Zähre, die
In Finsternis und Einsamkeit geweint
Wird, fällt am schwersten. Und vielleicht, daß ich
10In glühnden Tränen dachte, was ich kalt
Anjetzt vollende!
Ein Bote, bleich, staubbedeckt und atemlos, stürzt in die Szene
Der Bote Weh der Lombardei!
Schon tobt es wild auf den roncalischen
15Gefilden —
Gherardo Ha! Ist Er schon da! Wer sagte,
Daß er uns suchen würde?
Der Bote Sie errichten
Dort schon die kaiserliche Pfalz, und hoch
20Am Eichenstamm erheben sie den Schild
Des Reichs, ein Meteor des Grausens!
Herolde schlagen mit den Stäben auf
Sein Erz, und rufen laut nach jedem End
Der Welt, Italien vor das Gericht des Kaisers!
25Erstdruck Gherardo Und dieser?
Der Bote Wie sie sagen, hielt er in
Thüringens goldner Au ein Festgelag —
Da kam die Nachricht, daß im Schutze der
Lombarden, Mailands Bürger sich gesammelt —
30Den selbgen Augenblick sprang er vom Mahl
Empor und stieß den Römer Rheinweins um,
Der vor ihm funkelte, und foderte
Des Reiches Heerbann auf zur schnellsten Folge.
Zusammen rafft' er dann, was an Vasallen
35Und Mannschaft gegenwärtig war, und eilte
Im Sturmesflug damit voraus — Como,
Peschiera sind gefallen und geschleift,
Jetzt eben trifft er bei Roncaglia ein;
Und Braunschweigs mächtger Löwe wandelt ihm
40Zur Linken!
Kardinal Sollte der den Löwengeist