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[GAA, Bd. II, S. 765]

 


Die beiden letzten Jahre seines Lebens hat K. in der Schweiz
verbracht; am 15. Okt. 1817 ist er in Solothurn gestorben. (Vgl.
Karl Lohmeyers Artikel in Ersch und Grubers „Encyklopädie“,
Sect. 2, Th. 39, Leipzig 1886, S. 138—42.)
   Verweis zum Text S.463, Z.7: Igelström: Otto Heinrich, Reichsgraf v. I. war
1735 geboren; er stammte aus einer schwedischen Familie, die in
Finnland begütert war. Frühe trat er in russische Militärdienste,
machte schon die letzten Feldzüge des Siebenjährigen Krieges gegen
Preußen mit und zeichnete sich in den Türkenkriegen wiederholt
aus. So war ihm der Oberbefehl über die Besatzungstruppen zuge-
dacht, falls in Polen Unruhen ausbrechen sollten und es zu einer
Besetzung des Landes durch die drei Mächte Rußland, Österreich
und Preußen kommen würde. Um für solchen Fall bei der Hand
zu sein, stand er, als kommandierender General, mit etwa 20_000
Russen in Polen; die Truppen befanden sich größtenteils in und
um Warschau. Als am 12. März 1794 der polnische General Mada-
linski zu Ostrolenka die Fahne des Aufruhrs erhob, geriet Igelström
in eine gefahrvolle Lage. Er vermochte den Ausbruch der polnischen
Revolution (am 17. April 1794) nicht zu verhindern, behauptete
sich aber auf seinem Posten, bis alles verloren war und ihm von
keiner Seite Hilfe zukam. Nun schlug er sich mit dem Rest seiner
Truppen durch, schloß sich an die preußische Invasionsarmee an
und wirkte in dem bis zu Suworow's Einrücken sehr lahm geführten
Kriege bei der Bekämpfung des Gegners mit, bis er am 14. Juni
1794 im Kommando über die in Polen stehenden Russen abgelöst
wurde, ein Zeichen, daß er bei der Kaiserin Katharina II. in
Ungnade gefallen war. Am 18. Febr. 1823 ist er zu Garsden
bei Memel gestorben.
   Verweis zum Text S.463, Z.7: Seume: Johann Gottfried S. (1763—1810) war
während seines Studiums an der Leipziger Universität, das er im
Sommer 1787 begonnen hatte, Instrukteur und Erzieher bei dem
jungen livländischen Grafen Gustav Otto Andreas v. Igelström
gewesen und nach erlangter Magister-Würde der Aufforderung des
Vaters gefolgt, nach Rußland zu kommen. Im August 1792 reiste
er nach Pleskow, der Hauptstadt des russischen Gouvernements
gleichen Namens, zu dem Bruder des älteren Grafen, dem Reichs-
grafen Otto Heinrich v. Igelström. Dieser war der Höchstkomman-
dierende der russischen Okkupationstruppen, die im Einverständnis
mit Österreich und Preußen das Königreich Polen besetzt hielten,
wurde aber nach der im Jahre 1793 erfolgten zweiten Teilung
Polens Generalgouverneur und bevollmächtigter Minister der an
Rußland gefallenen polnischen Provinzen. Seume trat in die Dienste
des Generals. Er begleitete ihn im Januar 1793 nach Warschau,
wohin man das Hauptquartier verlegte, er wurde zum Lieutenant
à la suite des daselbst in Garnison liegenden Petersburger Grena-
dierregiments befördert, arbeitete aber nach wie vor, als Adjutant
und Legationssekretär, in der Geheimkanzlei Igelströms. Anfangs
führte er allein die gesamte deutsche und französische diplomatische
Korrespondenz mit dem polnischen Staatsmanne Ignacy, Grafen
Potocki, einem der Urheber der polnischen Verfassung vom 3. Mai
1791, mit dem preußischen Oberbefehlshaber und den übrigen rus-