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[GAA, Bd. II, S. 485]

 


seid klug — ihr seid die Sünder, allein statt eurer schickt
ihr die Sünden selbst zur Erstdruck Hölle, die gestohlnen Stücke Seide,
Tuch, und auch die wißt ihr nachher zu erlösen: zu Käpp-
chen, Ärmelchen, Mützchen für die Frau und die lieben
5 Rotznäschen.
Schneider zitternd vor Grimm Wer das erträgt —
Rüpel Der ist ein Schneider. — Wäret ihr nicht so furcht-
sam als reizbar, ihr schlügt mit Nadeln Sarrasse in Flucht.
— Heut abend acht Uhr schaffst Du mir das Kleid oder
10 hängst am Galgen. Schneider mit giftigem Seitenblick unter
Verbeugung ab — Nun will ich 'nen Juden haben.
König Bist Du toll?
Rüpel Befahl ich Dir nicht das Einreden zu unterlassen? —
Lies die Zeitungen: wie wenig Herrscher ohne Juden, und
15 wie viele Juden mit Herrschern. Nimmt der Jude auch
Prozente zu sechzig, er gibt doch Kredit, und vom Kredit
lebt manches Land und mancher Mann.
König zu Mahan Er ist nicht so ganz Narr, als er sich aus-
gibt.
20Erstdruck Rüpel hats gehört Da ich kein großer Herr bin, will ich lieber
Narr sein, als Diener.
Isaak kommt
Isaak Gott meiner Väter! wo ist die Majestät?
Rüpel Ich bins. — — Da wär ja der Jude!
25Isaak Mächtiger, grausam weiser Monarch, großer Schlum
(verzeiht, ich wollte sagen Salomo, Salomochen)! Hilf mir,
schau in diese Papierchen — Nein, nicht in dieses, erlaub,
zuerst in dieses Zettelchen — Der Herr Baron von Fine-
terra ist mir schuldig achtzigtausend Taler — mein ganzes
30 Vermögen hab ich ihm geopfert, wie Abraham seinen Sohn
auf Moria, und Gott weiß, ob Abraham oder ich empfunden
haben den größten Schmerz. — Nichts hat der Baron mir
zurückbezahlt — Ich bin ein ehrlicher Mann! Soll ich schwö-
ren, daß ich bin ehrlich?
35Rüpel Schwör, Jude.
König ernst zum Rüpel Treibs nicht zu weit, sonst fällt 'ne
Maske!
Isaak Die Thora her!
Erstdruck Rüpel Laß nur — Ich traue Deinem Gesicht.
40Isaak Tut Ihrs? Der wundersame Fürst!
Rüpel Ich will Deine Forderung untersuchen lassen.