Das Christian-Dietrich-Grabbe-Portal
 
GAA, Bd. II, S. 495 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 495]

 


Königin der Feen Wir werden Dich zum König führen.
Olympia In dem Gewande, das ich trage?
Königin der Feen Deshalb nicht zage,
Und hör, wie Dich die Feen zieren!
5Zu den Feen
Seht ihr dort India voll Wonne
Im Glanze ruhn von Südens Sonne?
Die Feen
          Es taucht aus dem Meere,
10           Wie ein Fisch aus der Tiefe,
          Und sonnet den Rücken
          Im Strahle des Phöbus!
          Erstdruck  Wie bläuliche Perlen,
          Stets heiter und wolklos,
15           Umgürten die Tage
          Das rollende Jahr ihm!
          Es ruhn in den Wäldern
          Brahminen und sinnen,
          Und Palmen mit Blättern,
20           Breit und gewaltig,
          Beschatten die Häupter
          Wie segnende Hände.
Königin der Feen
Und könnt ihr auf den goldnen Auen
25Die Blumen, hingesetzt wie Kelche, schauen?
Die Feen
          Gleich unnennbarem Sehnen
          Erhebt sich ihr Duft,
          Berauschet den Äther
30           Und schwellet das Herz —
          Der Schmetterling taumelt,
          Der Tiger wird stiller,
          Die Spange am Busen
          Des Mädchens zerbricht!
35Königin der Feen Dorthin geschwebt,
Olympiens Kleid aus diesem Duft gewebt!
Die Feen außer der Königin verschwinden
Und, Gnom, Du kennst der Erde Schachten,
Und weißt, wie in dem Dunkeln
40Erstdruck Die Diamanten und Rubinen
Mit glühnden Augen sie durchfunkeln.