Das Christian-Dietrich-Grabbe-Portal
 
GAA, Bd. II, S. 486 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 486]

 


Isaak Weiser König, nicht untersuchen! Hier stehts ja ge-
schrieben! Untersuchen die Gerichterchen erst, so untersu-
chen sie auch die Ficken beider Parteien äußerst genau,
und kehren sie oft um, daß herausfällt der letzte Pfennig!
5Rüpel Hat der Baron keine Schwiegersöhne, die für ihn
bürgen? Er soll zwei schöne Töchter haben.
Isaak Was tu ich damit? Sie haben einen Gottesacker von
Putz auf dem Leib, aber nicht 'nen Deut in der Tasche —
sie haben keinen, bekommen keinen Mann — die
10 ganze Baronie gebührt schon mir.
Rüpel Und ist nicht noch eine aus der ersten Ehe —
Isaak Ja, ja, Olympchen, Olympia — Auch unverheiratet.
Erstdruck Für sich Aschenbrödelchen! das Luchsaug! Sie attrapierte
mich zweimal, als ich besah und prüfte das Silberzeug
15 des Barons.
König in sich — Olympia! — mir ist, als ob der Name
Aus ferner Kindheit mir herüberwehte! —
Isaak Und, weisester Regent, laß mich nun alles bei dem
Mann auspfänden, — denk an meine Obligatiönchen!
20Rüpel Ich denke dran. — Kannst Du mir auch Projekte
machen, die meiner eignen Kasse Geld schaffen?
Isaak Projekte! Du allerweisester Monarch! Laß mich machen
die Projektchen, laß mich machen ein großes Anleihen, bei-
leib kein kleines! Bei dem kleinen kann man nur wenig
25 gewinnen, und doch leicht verlieren alles; beim großen
gewinnen wir alles, und kommt dennoch der Dalles, können
wirs nicht wieder bezahlen.
Der Rüpel geht mit Isaak beiseite
König zu den übrigen der Versammlung 30
Wir brechen auf nach meiner zweiten Hauptstadt,
Erstdruck Doch merkt:
Der Rüpel spielt statt meiner dort den König —
Tod jedem, ders auch nur mit einem Blick
Verrät!