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[GAA, Bd. VI, S. 328]

 


Düsseldorf 31 März 1836.
    Geehrtester Herr Grabbe!

Um Ihnen gefällig zu sein, übermache ich Ihnen hierbei 5
Friedrichsd'or oder 28 Thaler und 10 Sgr.; ich bitte aber,
5mir doch, der Ordnung wegen, darüber, so wie über die Ihnen
am 5n dieses Monats vorgeschossenen 30 Thaler, eine kleine
Bescheinigung zukommen zu lassen.

                      Stets Ihren Diensten gewidmet.
Carl G. Schreiner

10[Adresse:] Herrn Auditeur Grabbe Wohlgeboren Hier.
            Hochgeehrtester Herr!

  Vielleicht kenn' ich Sie schon länger, als Sie ahnen. Ich
habe in verschiedenen Blättern Ihre Dichtungen wohl beobachtet,
und bin denselben mit spähendem Auge gefolgt. Sie
15haben Eins bewahrt, was jetzt keine drei Poeten mehr haben:
reinen Sinn. Der ist in der jetzigen gährenden Zeit schon an
sich poetisch, Sie wissen ihn aber auch auszuschmücken.

  „Des Dichters Herz“ (wird wohl das Ihrige sein), und ich
versichere, daß ich weder in Form noch Inhalt in neuerer Zeit
20Besseres kenne, als diese Dichtung. Das Leben und die Poesie
sind trefflich ineinandergelöthet. — „Irisholdlein“ scheint auch
kühn eine wirkliche Liebe mit der, welche die Dichtung ihr
aus dem Feenreiche zur Ergötzung vorführt, verschmelzen zu
wollen, und der Gedanke ist neu und gut. Nur (erkennen
25Sie an der Aufrichtigkeit meines Kritikasterns die Wahrheit
meines Lobes) glaube ich, daß die Libellen und sonstigen
Feen und Insekten ect. etwas individueller hätten gehalten
werden können. Man hält sie in dem Gedicht oft für Menschen
an Gestalt und Geist. Alles gut, nur nicht dabei das Charakteristische,
30Eigenthümliche verworfen. Werden Formen und Gedanken
auch noch so brillant, sie müssen immer zeigen, woher
sie kommen, aus Wespen-, Schmetterlingsköpfen ect.

  Ich bin sehr krank, sonst hätte ich schon längst geantwortet.
Ich will beide Gaben, für die ich herzlich danke, rezensiren,
35kann jedoch schwerlich vor 8—14 Tagen dazu kommen, weil
ich überall gebunden bin. Nicht nur in Düsseldorf, sondern