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[GAA, Bd. III, S. 121]

 


Erstdruck Eine Höhe mit dichtem, dunklem Kastanien-
wald bei Kapua. Man hört aus der Nähe das
Brausen des Meers
Hannibal windet sich zu Pferde rasch durch das Gebüsch,
5 steigt an einem kleinen Grasfleck ab, und hängt die Zügel
des Pferdes an einen niedrigen Baumast
Hannibal Gaul, solltest Du verstehen, wie ein lang nie-
dergedrückter Schmerz sich lüftet, so wiehere es nicht aus,
oder ich schlage Dich nieder!
10Er stürzt sich auf die Erde, und faßt sie mit beiden Händen
Italia! Herrliche, um die ich siebzehn Jahr warb, die ich
geschmückt mit eignem und mit Konsulblut, so muß ich
Dich verlassen? Nichts bleibt mir von Dir, die ich mit-
reißen möchte übers Meer? Du, ganz anders als die finstre
15 Karthago und ihr heißes, trübrotes Firmament, Du, pran-
gend mit Helden, die nur vom Ruhm und Eisen, nichts
vom Gold wissen, mit dem Glanz selbst, nicht durch Miet-
linge errungener, zum Kapitol hinaufschimmernder
Triumphe, nie erhabener als da ich Dich zu meinen Füßen
20 wähnte, und Du Dich aufrichtetest zu dem Gewölbe Deines
ewig blauenden Himmels! — Ha, diese Erstdruck Gräser entreiß ich
Dir und berge sie an meinem Herzen; mein jahrelanges
Mißgeschick entschuldige bei mir selbst einen Augenblick
der Empfindung!
25Stimmen der kommandierenden Flottenoffiziere vom
Meere her, von allen Seiten Strammer die Taue! See-
wasser darauf! — Noch zwanzig Ruderer an die fünfte
Bank hier! — Schnell, der Landwind wird frisch! — Dort
naht das Heer schon zum Einschiffen! — Flöße, Barken, ans
30 Ufer — Hier eine Schiffbrücke geschlagen — und da —
Die Segel bereit — Nach Süd-Süd die Vorderdecke! —
Ihr da, an die Anker! Zur Heimat gehts! — Wo bleibt
der Feldherr?
Hannibal ruft laut Hier von der Höhe hat er euer Treiben
35 beobachtet und findet es gut! Er reitet zum Ufer