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[GAA, Bd. III, S. 130]

 


Hannibal Es stürmte lange drüber hin, bis endlich der Frost
kam und die Wellen stehn blieben.
Alitta Das die Hände, die von Kannäs Höhen zum Siege
winkten? Ich zittre vor Schauder und Wonne!
5Barkas Dein Haar schon weißlich —
Hannibal Es geht meinem Kopf wie dem Eisen, — glüht
man es zu arg, wirds weiß. Zu Brasidas Ist die es?
Brasidas Alitta, kennst Du mich nicht?
Erstdruck Alitta Brasidas! — — Und er hat doch tapfer gefochten?
10Hannibal Ich bezeug es Dir.
Alitta So lieb ich ihn tausendmal mehr!
Barkas Senken wir die Häupter: die Posaunen der Priester
rufen zum Gebet.
Hannibal Es sind Opfer priester, Ahn, doch freiwillig
15 wollen wir ihnen die Nacken nicht reichen.
Brasidas Nicht Opferpriester — die kennen nur Gesang,
nicht Posaunen.
Hannibal — — — Großvater, die Scipionen kommen vor
der Stadt an, und was wir hören, ist der langgedehnte,
20 zum Aufwerfen der Nachtlager rufende Klang der rö-
mischen Tuba!
Alitta Der Feind vor den Mauern! Hannibal, Held, rette!
Brasidas, hilf ihm! — Wie's da Erstdruck wieder schallt! wie sie mit
ihren nordischen schaurigen Tönen hoch über die Mauern in
25 die Stadt fassen! Rettet!
Hannibal Versuchen will ichs! — Europa und Afrika stehen
auf dem Spiel — Meine Würfel liegen aber schlecht, ich
habe nur dreißigtausend schnell zusammengeraffte Söldner
gegen eine vier- bis fünffache Übermacht auszuspielen, die
30 da fühlt, daß sie um die Ehren eines Vaterlandes kämpft.
Doch versuchen muß ichs, und zusehn will ich, ob ich das
Glück nicht verbeßre, und sei's mit der Zunge.
Barkas O könnt ich mit euch!
Alitta Dürft ich mit euch! — Aber, es falle wie es will,
35 ich weiß —!
Hannibal und Brasidas Lebt wohl! Beide ab
Erstdruck In der Nähe des Städtchens Zama
Vormittag. Römisches Lager. Vor dem Zelt der Scipionen
Das Heer und die Hülfstruppen in Schlachtordnung