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[GAA, Bd. I, S. 609]

 


Heidelberg aus die Reise nach den Lazaretten von Belgien und
vom Niederrhein angetreten und, nachdem die Hospitäler in Köln
und Deutz versorgt, sich mit einem „mächtigen Paket“ des will-
kommenen Mittels nach Löwen und Namur aufgemacht habe.
(A.a.O. S. 120—21, 127.)
Verweis zum Text S.257, Z.36 f.: Helmina von Chezy: Wilhelmine Christiane
(Schriftstellername: Helmina) von Chézy (1783—1856), eine Enkelin
der Louise Karsch(in), hatte nach wechselvollen Schicksalen im Ok-
tober 1817 ihren Wohnsitz in Dresden aufgeschlagen. Dort pflog
sie anregenden Umgang mit den Mitgliedern des Liederkreises, aber
auch mit Ludwig Tieck, Karl Maria von Weber und anderen Per-
sönlichkeiten. 1823 siedelte sie nach Wien über. Sie versuchte sich
auf allen Gebieten der Dichtkunst; viele ihrer Werke sind in Al-
manachen und Zeitschriften erschienen. Einige ihrer Lieder, wie
z. B.: „Ach, wie ist's möglich dann“, sind vertont und sogar volks-
tümlich geworden. Sonst hat sie nur der Text zu der am 23. Ok-
tober 1823 in Wien zum ersten Male aufgeführten „Euryanthe“,
einer großen romantischen Oper, überlebt, den sie für Weber
schrieb, nachdem bereits 1804 ihre „Geschichte der schönen und tu-
gendsamen Euryanthe“ erschienen war. Zu ihren markantesten Er-
zeugnissen gehören „Emma's Prüfungen“ (Eine Geschichte. Heidel-
berg 1817), sowie die Novelle „Die Zeit ist hin, wo Bertha spann!“
(im „Taschenbuche zum geselligen Vergnügen auf das Jahr 1822“).
1822 gab sie siebzehn ihrer kleineren Werke bei Rein in Leipzig
in einer zweibändigen Sammlung mit dem Titel: „Erzählungen
und Novellen“ heraus. Wenn wir dem Berichte von Helminas Sohn
Wilhelm Glauben schenken dürfen, erfreute sich der kleine Roman
„Emma“ eines bedeutenden Erfolges und „verhalf der Dichterin zu
ihrer Stellung unter den bevorzugten Schriftstellern des Tages“.
(Wilhelm Chezy, „Erinnerungen aus meinem Leben. Erstes Buch:
Helmina und ihre Söhne.“ Bdchen 1, Schaffhausen, Hurter 1863,
S. 82.) Nachher habe keine ihrer Schöpfungen wieder eine so weit-
verbreitete Anerkennung gefunden wie die Erzählung: „Die Zeit
ist hin, wo Bertha spann!“ (A.a.O. S. 229.) Helmina ist eine tief-
religiöse Natur. So ist der Schauplatz ihres Romans „Emma“ eine
Welt des Glaubens an eine göttliche Vorsehung, welche die Ge-
schicke der Menschen lenkt, an einen gütigen Vater im Himmel, der
die Gerechten zwar durch Schmerzen prüft, aber doch nicht ver-
läßt und auf wunderbaren Wegen zu ihrem Ziele führt, der „zu
rechter Zeit und Stunde Gericht hält, und die Sünde mit Sünde
straft“ (wie es in „Swanehild und Otho“, einer Novelle der Hel-
mina von Ch. in der „Cornelia“, einem „Taschenbuche für Deutsche
Frauen“ auf das Jahr 1821, S. 177, heißt). Demgemäß scheiden
sich die Gestalten der Dichtung in die gläubigen und tugendhaften,
also guten, und in die gottlosen, darum bösen Menschen. Der Not-
wendigkeit, Handlungen und Schicksale tiefer, differenzierter zu
motivieren, ist die Verfasserin durch eine solche Weltansicht frei-
lich enthoben. Wesentliche Züge: echte Frömmigkeit, der „alles
Irdische wie eine Täuschung im himmlischen Lichte“ zerfließt (S. 47),
das Walten von Ahnungen und Träumen, die Seele, welche „unter
dem Andrang des Wunderbaren, Geheimnißvollen“ erliegt (S. 44),